Die Relegations-Rückpartie zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC könnte wegen der Fan-Tumulte ein sportrechtliches Nachspiel haben. Hertha BSC erklärte einen Tag nach dem 2:2, beim deutschen Fußball-Bund Einspruch gegen die Wertung des Spiels zu erheben. "Ein regulärer Spielbetrieb war für uns nicht mehr möglich", begründete Manager Michael Preetz diesen Schritt, "mit einem sportlichen Geschehen hatte dies nichts mehr zu tun." Es gehe darum, dass die "irregulär zustande gekommene Spielwertung" aufgehoben werde. Die Berliner sind nach dem Remis am Dienstag zum sechsten Mal abgestiegen, Düsseldorf kehrt nach dem 2:1-Hinspielerfolg nach 15 Jahren in die Fußball-Bundesliga zurück.

Über den Einspruch und damit auch den Aufstieg der Düsseldorfer entscheidet nun das DFB-Sportgericht. Bis Freitag, 24.00 Uhr, muss dafür eine schriftliche Begründung beim Verband eingehen. Der DFB-Kontrollausschuss hat bereits Ermittlungen aufgenommen.

Die Partie vor 51.000 Zuschauern in der ausverkauften Esprit-Arena, bei der Fortuna-Goalie Robert Almer verletzungsbedingt fehlte, stand in der Nachspielzeit am Rande des Abbruchs, weil Hunderte von Fans auf den Rasen gestürmt waren. Die Spieler und das Schiedsrichtergespann unter der Leitung von Wolfgang Stark gingen daraufhin in die Kabinen. Erst nach 20-minütiger Unterbrechung setzte der Referee die Begegnung fort. Zu absolvieren waren zu diesem Zeitpunkt noch 90 Sekunden der offiziell siebenminütigen Nachspielzeit.

"Blutbad verhindern"

Die Mannschaft von Hertha kehrte anschließend nur auf Bitten der Polizei aufs Spielfeld zurück. "Der Schiedsrichter hat die Mannschaft nicht wegen des Fußballs auf den Platz zurückgeführt, sondern nur auf Bitten der Polizei, um eine Eskalation - man hat von einem Blutbad gesprochen - zu verhindern", sagte Klub-Anwalt Christoph Schickhardt am Mittwoch. Hertha habe seinen Beitrag dazu geleistet. "Gestern ging es nur darum, Schlimmeres für den deutschen Fußball zu verhindern."

Trotz des möglichen Hertha-Protests sind die Fortuna-Verantwortlichen fest davon überzeugt, nicht nachträglich am Grünen Tisch den Abstieg abgesprochen zu bekommen oder ein Wiederholungsspiel bestreiten zu müssen. "Ich gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind", sagte Manager Wolf Werner. "Die Fans sind nach einem geglaubten Abpfiff auf das Spielfeld gelaufen. Das sind unschöne Szenen, die sind unnötig." Aber der Schiedsrichter habe wieder angepfiffen. "Der Spielablauf kann nicht infrage gestellt werden."

Kritik übte Werner an der Aussage von Schickhardt, dass das Spiel nur auf Anraten der Polizei fortgesetzt worden sei, weil sie ein Blutbad befürchtete. "Ich finde das total überzogen", sagte Werner. Den Vorwurf, dass es zu wenig Ordner im Stadion gegen habe, wies er zurück. "Es waren eine Unzahl von Ordner da. Die Massen dieser Form waren nicht zu bändigen gewesen", so Werner. "Ich weise darauf hin, dass es hier nicht um Gewalt gegangen ist, sondern um die Freude, weil die Fans glaubten, das Spiel sei abgepfiffen."

Freude, nicht Ärger

Stark unterbrach die Partie und schickte die Spieler in die Kabinen. Auf dem Platz wurden unter anderem Bengalische Feuer gezündet. Nur mit Mühe konnten Ordner und Polizei die Fans zurückdrängen. Schickhardt sprach davon, dass sich die Hertha-Mannschaft in Todesangst befunden habe. Die Spieler seien "ungeschützt in einem Mob" auf dem Spielfeld gestanden.

Nach dem Spiel blieb es laut Düsseldorfer Polizei in der Stadt friedlich. Allerdings wurde ein Sonderzug mit 750 Hertha-Fans auf der Rückreise angehalten. Der Zug sei wegen zerschlagener Fensterscheiben drei Stunden im Bahnhof Hamm gestanden, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Einer der elf Waggons musste abgehängt und ersetzt werden.

Unterdessen lobte Hellmut Krug, der Schiedsrichterchef bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), die Vorgehensweise von Stark und war froh, dass sich Hertha zum Weitermachen entschied. "Die Berliner hätten sich keinen Gefallen getan, wenn sie nicht zurückgekommen wären. Nur der Schiedsrichter hat das Recht, das Spiel abzubrechen."

Anerkennung gab es auch für Hertha-Trainer Otto Rehhagel, der sein letztes Spiel auf der Bank der Berliner erlebte. "Rehhagel hat sich eingeschaltet und Frieden geschaffen", sagte Fortuna-Manager Werner. Hertha-Präsident Werner Gegenbauer ließ einen Protest zunächst offen und sprach dem in der Kritik stehenden Preetz sein Vertrauen aus.