Einen Tag nach dem 2:3 gegen die Admira, vor dem die Fans protestiert und nach dem sie den Mannschaftsbus attackiert haben, sind Ihre Autogramme und Fotos bei einem Hobby-Fußballturnier in Klagenfurt gefragt. Lenkt Sie das ein bisschen von den Problemen bei Austria Wien ab?

IVICA VASTIC: Die Probleme sind nicht so groß, wie es scheint. Auch mein Job ist nicht schwer, im Gegenteil: Er macht mir weiter Spaß. Die Mannschaft und ich entwickeln uns täglich weiter.

Die Erfolge fehlen aber . . .

VASTIC: Wir sind aber noch immer im Rennen um einen Europacup-Platz. Und ich sage: Nach den nächsten beiden Partien haben wir eine Vorentscheidung zu unseren Gunsten erreicht.

Vielen Austria-Fans reicht das nicht. Verbale und sogar körperliche Attacken, "Vastic raus"-Rufe, Spruchbänder und Pfeifkonzerte sind Alltag. Trifft Sie das nicht?

VASTIC: Doch. Die persönlichen Beleidigungen gehen mir schon nahe. Weil sie mit dem Fußball nichts zu tun haben. Leider kann aber niemand beeinflussen, was sogenannte Fans verbal tun.

Können Sie das so einfach wegstecken? Oder haben Sie Angst?

VASTIC: Ich muss es wohl wegstecken können, wenn ich weiter Trainer sein will. Angst habe ich aber weder um mein Leben noch um meinen Job. Die Klubführung steht zu mir. Aber die Spieler haben sich das alles so nicht verdient.

Sogar nach dem 3:0-Sieg gegen Innsbruck gab es Kritik. Haben Sie das verstanden?

VASTIC: Nein. Da fehlen dir die Worte, wenn du zu Hause klar gewinnst und es gibt welche, denen das noch immer nicht reicht.

Steht das Team noch zu seinem Trainer? Erreichen Sie denn die Spieler noch?

VASTIC: Natürlich erreiche ich das Team, die Spieler hören auf mich, sie haben Charakter. Mit ein bisschen Glück hätten wir gegen die Admira aus einem 0:3 noch einen Sieg gemacht. Wir marschieren schon im Gleichschritt weiter. Zumindest bis Saisonende.

Wird Ivica Vastic nächste Saison noch Bundesligatrainer sein?

VASTIC: Ich will bei der Wiener Austria bleiben. Und wenn nicht, findet sich etwas anderes.

Sie denken immer und überall über den Fußball nach. Was fällt Ihnen zu Österreich ein?

VASTIC: Österreich bräuchte ganz oben eine 16er-Liga und darunter drei zweite Ligen. Wir hätten so drei Aufsteiger und drei Absteiger, würden in Hin- und Rückrunde nur 30 Partien absolvieren. Das würde mehr Zeit für das Nationalteam und die europäischen Bewerbe bedeuten.

Eine wunderbare Idee, die einen großen Haken hat: Wie sollen sich 16 Teams die erste Liga leisten?

VASTIC: Ich bin überzeugt, dass Altach, Austria Lustenau und WAC gleich viel Budget aufbringen können wie Wr. Neustadt oder Ried. Nur: Eine Zweiklassengesellschaft gibt es immer.

Diese besteht auch jetzt, oder?

VASTIC: Nicht nur in Österreich. Überall gibt es Klubs, die viel mehr Geld als andere haben.

Geld ist das eine Problem, Spieler das andere. Gibt es genug bundesligataugliche Akteure?

VASTIC: Da sind die Vereine gefordert. Es müsste viel mehr in den Nachwuchs investiert werden. Das beginnt schon bei den Trainern. Es muss Strategie sein, die Besten mit der Jugend arbeiten zu lassen. Klar kostet das Geld. Aber so eine Investition macht sich auf lange Sicht bezahlt.