Rund 450.000 Euro schuldet der kroatische Traditionsklub Hajduk Split nach einem Spielertransfer dem HNK Sibenik. Das reichte dem Verband bereits, um dieser Tage rigoros durchzugreifen. Der Tabellen-Zweite Hajduk wurde ebenso suspendiert wie der derzeit 13. Sibenik und der 15. Karlovac - allesamt wegen ihrer finanziellen Außenstände. Für die kroatischen Medien es der "Zerfall eines Systems". Eines Systems, das in Spanien noch wesentlich monströser ist und nach wie vor perfekt funktioniert. Ein rigoroses Durchgreifen a la Kroatien ist im Lande des Europameisters noch undenkbar.

Sportlich läuft es für die Iberer im internationalen Vergleich nicht schlecht. Mit Bilbao, Atletico Madrid und dem FC Valencia absolvierten gleich drei spanische Vereine ihre Hinspiele im Viertelfinale der Europa League. Und Real Madrid sowie Barcelona winkt das Halbfinale in der Champions League.

Im Gegensatz zur sportlichen Klasse ist es allerdings mit der finanziellen Seriosität der spanischen Fußballklubs nicht weit her. Eine parlamentarische Anfrage einer Abgeordneten der Vereinigten Linken brachte jetzt nämlich zutage: Spaniens ach so geliebter "futbol" schuldet dem heimischen Fiskus unglaubliche 752 Millionen Euro. Allein Atletico Madrid soll auf einem Steuerschuldenberg von 215 Millionen sitzen. Der große FC Barcelona ist mit 48 Millionen Euro im Rückstand.

Schuldenschnitt

Auch bei der spanischen Sozialversicherung sind Zahlungen der Vereine so selten wie Regen im Sommer. Rechnet man beide Schulden-Positionen zusammen, kommt man gar auf 1,3 Milliarden Euro an Außenständen.

Um das Problem in den Griff zu bekommen, überlegt die spanische Regierung nun, den Vereinen einen Großteil ihrer Schulden zu erlassen. "Der Ansatz ist, die Schulden restlos auszulöschen und Wege zu finden, dass solch hohe Verbindlichkeiten nicht mehr wieder entstehen", sagte Sportminister Miguel Cardenal der Zeitung "Marca".

Ein Schuldenerlass käme Spaniens Fußball-High-Society durchaus gelegen. Denn laut einer Studie der Universität Barcelona hatten nur die 20 Erstliga-Vereine nach der Saison 2009/10 Verbindlichkeiten in Höhe von insgesamt 3,48 Milliarden Euro.

Währen etwa im restlichen Europa Klubs wegen finanzieller Missstände mitunter sogar drakonisch sanktioniert werden, lässt Spanien seine Vereine gewähren. Nicht einmal verhängte Sanktionen haben Bestand. 1995 mussten Celta de Vigo und der FC Sevilla in die dritte Liga zwangsabsteigen. Nach Protesten der Fans wurde das Duo pardoniert, die Primera Division spielte einfach eine Saison mit 22 statt mit 20 Vereinen.

Angesichts solcher Sitten kann man nur sagen: Auweh statt Ole!