Ein Blick auf das große Bild aus dem Trainingslager auf Gran Canaria genügt: Franz Preihs ist anders. Nicht nur wegen der großflächigen Tattoos. Sein Social-Media-Auftritt, Musikgeschmack und Lebensstil unterscheidet sich von vielen. „Nonkonformismus“ nennt er es selbst. In anderen Worten: „Der Markt ist mir wurscht.“ Und dennoch ordnet er sich dem Disziplin-Diktat des Leistungssports unter.

Drei Mal war Preihs bereits beim Race Across America am Start. 2008 (mit Schlüsselbeinbruch) und 2013 kam er nach 5000 Kilometern und rund 248 Stunden ins Ziel, 2009 musste er wegen Knieproblemen aufgeben. Heuer, ab 16. Juni, unternimmt er seinen vierten Versuch, „the fourth crusade“, wie es auf seiner Homepage martialisch heißt.

Vor dem Trend

2008 hatte der Mitterdorfer, der in Graz lebt, das RAAM als erster Veganer beendet. Der Verzicht auf alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs ist für den 37-Jährigen eine „ideelle Geschichte“ und hat für ihn schon 2000 in der Wiener Untergrund-Musikszene begonnen. „Ich wurde sozialisiert, lange bevor das ein Mainstream-Trend geworden ist. Das ist eine ethische Grundhaltung und für mich so normal wie der Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Tiere sind wie Menschen. Mein Hund hat vorm Tierarzt genauso Angst wie ich vorm Zahnarzt.“ Dieses Mitgefühl wissen auch seine Katze, Schildkröte und Spinne zu schätzen. „Ich bin aber kein Missionar. Neben mir kannst du von mir aus ruhig ein Schnitzel essen.“
Als Veganer hat Preihs bei Training und Wettkampf keine Vor- oder Nachteile. „Ich esse viel Reis, Kartoffeln, Nudeln, viele Bohnen, Linsen, Kraut, viel Obst, Gemüse und Salat. Ich mache das schon lange und bin längst beim ,Finetuning‘, etwa mit Müsli und öligen Smoothies. Außerdem ist die Verdauung bei mir keine Schwachstelle. Mehr Sorgen mache ich mir um Knie und Hintern.“ Der Glaube hat für Preihs auch in der Osterwoche keine Bedeutung. „Das ist mir nicht wichtig. Ich bin kein Typ für Gebetskreise und Lichterketten.“

Der Fokus

Nur auf den Erfolg will Preihs nicht verzichten. Und das heißt für ihn Dreifachbelastung mit Familie (Frau, Hund), Beruf (Fitnesscenter in Krieglach) und Sport mit klarem Fokus auf das Ziel beim RAAM im Juni: 9 Tage und 12 Stunden. Die Siegerzeiten eines Christoph Strasser (Streckenrekord 7 Tage, 15 Stunden) sind für ihn kein Thema. „Christoph ist ein Spezialfall. Er hat das Rennen auf ein anderes Niveau gehoben. Er ist außer Reichweite. Das sage ich ohne Neid und Resignation.“ Dass mit Strasser, Severin Zotter und Preihs heuer gleich drei steirische Starter ins Rennen gehen werden, macht die Sache übrigens nicht einfacher. Preihs: „Um Sponsoren stelle ich mich gleich gar nicht mehr an. Da gehe ich lieber trainieren.“ Der Markt ist ihm, dem Fleischlosen, aber ohnehin wurscht.

Christoph Heigl