Es herrschte im ÖEHV-Quartier bereits ein leichter Anflug von Nervosität. Vor allem nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Thomas Raffl, Michael Grabner, Thomas Hundertpfund oder Dominique Heinrich lechzte das Team nach Verstärkungen. Natürlich hätte niemand im engeren Umfeld des rot-weiß-roten Teams seinem einzigen gesunden NHL-Aushängeschild Michael Raffl einen Misserfolg gewünscht. Doch als die Philadelphia Flyers in der Play-off-Serie gegen Titelaspiranten Washington Capitals diese Woche mit 0:3 in Rückstand gelegen waren, durfte zu Recht mit einer Unterstützung des Villachers spekuliert werden. Zumal so ein Last-Minute-Flugticket in die polnische WM-Stadt selbst das karge ÖEHV-Budget nicht sonderlich strapaziert hätte.

Sogar der 27-Jährige zeigte sich einem Einsatz für Österreich mit dessen Wiederaufstiegs-Mission nicht abgeneigt. Wenngleich Raffl, der derzeit von Papa Peter Raffl und Onkel Gerald Rauchenwald vor Ort moralischen Beistand erhält, seinen Fokus ganz klar auf die NHL legt: „Die Situation ist unglaublich schwierig. Aber wir arbeiten an einem Wunder von Philadelphia“, sagt er. Und mit leiser Vorahnung. Was für viele jedoch als unvorstellbar galt, speziell nach der 1:6-Abfuhr im dritten Duell: Die Flyers haben in der Conference-Viertelfinal-Serie gegen Alexander Owetschkin & Co. zurückgeschlagen. Nach einem 2:1-Zittersieg gelang dem tschechischen Goalie Michal Neuvirth zuletzt ein Shut-out beim 2:0. Insgesamt parierte er bei einem Verhältnis von 11:44-Schüssen alle Torversuche der Capitals. Aber auch Raffl spielte sich mit beeindruckenden Werten ins Rampenlicht.

Grüße aus der Ferne

Der Villacher blieb zwar ohne Scorerpunkt, konnte aber 62,5 Prozent Corsi-Wert aufweisen (spiegelt das individuelle spielerische Übergewicht wider). Der Flyers-Durchschnitt liegt bei mageren 50,6 Prozent. Aber: Ein WM-Einsatz hat sich damit erledigt. Der NHL-Stürmer hofft, dass seine Kollegen auch ohne ihn den Aufstieg zurück in die A-Gruppe schaffen. „Sie werden das Ding rocken. Ich wünsche ihnen alles Gute“, lässt Raffl ausrichten. Selbiges gilt auch für Minnesota-Stürmer Thomas Vanek, der nie eine Team-Rückkehr ausgeschlossen hat. Ohnehin angeschlagen und aktuell nicht einsatzfähig, hat Wild in der Serie (2:3) gegen Dallas dank eines 5:4-Sieges nach Verlängerung ebenfalls aufgeholt.

Doch nicht nur den Österreichern bleibt NHL-Flair in der Kabine verwehrt. Die Los Angeles Kings schieden im NHL-Play-off aus, erteilten jedoch keine Freigabe für Sloweniens Superstar Anze Kopitar.

MARTIN QUENDLER, KATTOWITZ