Der Besucheransturm für das erste VSV-Heimspiel gegen den norwegischen Meister Stavanger Oilers war enorm. Über 4000 ließen sich das Spektakel in Villach mit den beiden NHL-Stars Michael Grabner und Michael Raffl nicht entgehen. Etwa 200 Fans drängten sich sogar kurz vor Spielbeginn noch in die Stadthalle. Schon zuvor war jede Bewegung der beiden Aushängeschilder beim Aufwärmen scharf beobachtet worden und verzückte die Menge.

Doch auch den Neuzugängen Dustin Johner, Matt Kelly, Andy Canzanello, Florian Mühlstein, Miha Verlic, Rick Schofield, Ziga Pance und Verteidiger Markus Schlacher wurde genau auf die Kufen geschaut. Einzig VSV-Kapitän Gerhard Unterluggauer musste verletzt passen. Ihn vertrat in seinem Amt Daniel Nageler. Gefehlt haben zudem Eric Hunter und Benjamin Petrik.

Die Blau-weißen starteten druckvoll in die Partie. Speziell Raffl und Grabner sahen die Partie nicht als Freundschaftsspiel, drückten in Einzelaktionen auf die Führung. In der dritten Minute tankte sich Grabner links durch, scheiterte jedoch an Stavanger-Goalie Henrik Holm. Wenige Minuten später setzte Brock McBride im Konter Michael Raffl in Szene, sein Schuss verfehlte das Oilers-Gehäuse um wenige Zentimeter. Die Norweger blieben bis auf wenige Chancen, die allesamt ein starker VSV-Goalie JP Lamoureux vereitelt hatte, farblos. Nach 20 Minuten blieb die Partie noch ohne Tor.

Mehr Intensität

Der freundschaftliche Charakter ging im Mittelabschnitt schnell verloren. Strafen dominierten. Und auch Tore. Anfangs allerdings für die Norweger. Ein nicht genütztes VSV-Powerplay bestrafte Stavanger innerhalb von 18 Sekunden gleich zwei Mal. Erst traf Kristian Forsberg, kurz darauf drehte Rudolfs Balcers jubelnd ab. Doch die Blau-weißen zeigten sich unbeeindruckt und antworteten durch Neuzugang Matt Kelly, unter Mitwirkung der NHL-Verstärkungen. Michael Raffl leitete den Aufbau, Michael Grabner leistete den entscheidenden Pass und der Kanadier sendete den Puck unter der Querlatte in die Maschen. Es folgten unnötige Scharmützel der Norweger. Ein Kniecheck gegen Raffl blieb jedoch ungeahndet. VSV-Trainer Hannu Järvenpää schickte zur Halbzeit Lukas Herzog anstelle von JP Lampoureux aufs Eis. Der Junggoalie präsentierte sich in dieser hitzigen Phase aber sehr sicher.

Offener Schlagabtausch

Das Schlussdrittel begann mit einem VSV-Überzahlspiel, das aber ungenützt geblieben ist. Stattdessen war VSV-Goalie Herzog gefordert. Er entschärfte gleich drei Hochkaräter der Norweger binnen weniger Sekunden. In der Folge blieb das Aggressions-Potenzial hoch. Brock McBride geriet im Faustkampf mit Henrik Medhus aneinander. Das Tor erzielten wiederum die Gäste, wenn auch kurios. Die Norweger jubelten bereits, doch die Referees ließen die Partie weiterlaufen. Erst nach der nächsten Unterbrechung entschieden sie auf 3:1 (Tor durch Tommy Kristiansen), Videobeweis konnte aber keiner zu Rate gezogen werden.

In der 49. Minute schöpften die VSV-Fans mit dem ersten Treffer eines NHL-Villachers wieder kurz Hoffnung. Michael Raffl kam auf Höhe der Bullykreise alleinstehend zum Schuss und knallte den Puck flach ins lange Eck. Wiederum fanden die Gäste die passende Antwort. Jonas Johannson schupfte den Puck zum 4:2 ins Villacher Gehäuse.

Nebel setzte ein

In der Schlussphase vertrübte den Fans einsetzender Nebel ein wenig die Sicht. Doch der VSV blieb fokussiert und stürmte unaufhaltsam auf das Stavanger-Gehäuse zu. Der Torerfolg blieb zwar aus, dafür flogen weiterhin die Fäuste. Die Norweger provozierten bei jeder Gelegenheit mit überharten Aktionen. Brock McBride schlug zurück und war ebenso verwickelt wie Ziga Pance. Das Referee-Quartett hatte alle Mühe, in dieser unübersichtlichen Phase, den Durchblick zu bewahren. Der sensationellen Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch und die VSV-Fans feierten ihre Helden bis lange nach der Schlusssirene. Auch trotz 2:4-Niederlage.

Apropos: Michael Raffl und Michael Grabner müssen tief in die Brieftasche greifen. Ihr Auftritt kam einem wohltätigen Zweck zu Gute. Für jeden Zuschauer spendeten sie einen Euro für eine hilfsbedürftige Villacher Familie. Exakt 4063 Euro für 4063 Fans, die trotz hochsommerlichen Temperaturen in die Stadthalle gefunden haben, werden die beiden nun spenden. "Mich freut es total, dass soviele Leute gekommen sind. Beim Einlaufen hatte ich Gänsehaut. Und ich wollte natürlich unbedingt Tore schießen. Zumindest ein Mal ist es mir gelungen", meinte Raffl, gezeichnet mit einem Cut, nach der intensiv geführten Partie.

MARTIN QUENDLER