In gewisser Hinsicht schließt sich der Kreis. Schon ein Mal tauchte Mike Pellegrims völlig überraschend in Klagenfurt auf. Wenige Wochen später stemmte er im letzten Eishockeyspiel seiner Karriere den Meisterpokal. Nun könnte den KAC ein positiveres Geschichtskapitel einholen. Es ist kein Geheimnis, dass nach der Saison ein großer Umbau bevorsteht. Mit zumindest einem neuen Gesicht im Trainerstab. Auch weil sich Alexander Mellitzer wieder dem Nachwuchs zuwenden wird. Nun sickerte aus Norddeutschland durch, dass Pellegrims, Co-Trainer von Grizzlys Wolfsburg, die Rotjacken auf ein neues Fundament hieven soll.

In der DEL liegen die Wolfsburger etatmäßig mit rund 5,5 Millionen Euro im Mittelfeld. Also durchaus auf Augenhöhe mit den Rotjacken. Im Gegensatz zur jüngsten KAC-Vergangenheit verlief Pellegrims’ Arbeit bei den Grizzlys jedoch völlig unaufgeregt, Skandal gilt bei den Niedersachsen als Fremdwort. Trotz dieser professionellen Atmosphäre kündigte sich der Pellegrims-Abgang an. Der Belgier ließ, wie die Wolfsburger Nachrichten berichtet hatten, ein Angebot der Grizzlys zur Vertragsverlängerung verstreichen und schwieg sich über seine Zukunft konsequent aus. Seit 2010 steht der gebürtige Belgier beim vom Volkswagen-Konzern gesponserten Klub hinter der Bande.

Akribischer Arbeiter

Der 47-Jährige hat sich in der Szene als akribischer Arbeiter einen Namen gemacht. Als Assistenten holte ihn Cheftrainer Pavel Gross an Bord. Beide impften ihren Cracks ein defensiv geprägtes aber effektives Spielsystem ein. Die Stürmer müssen erst die Arbeit in der eigenen Zone verrichten (geblockte Schüsse), ehe sie vor dem gegnerischen Tor glänzen dürfen. Die Attraktivität des Eishockeys leide aber nicht darunter, wie ein Wolfsburg-Insider bestätigt. Im Gegenteil. Die Niedersachsen gelten als DEL-Klub, der auf hohes Tempo und viel Laufbereitschaft setzt. So gestaltete sich zuletzt auch deren Kaderbau: bewegliche Spieler mit hoher Physis, die ihre Aufgaben verlässlich erfüllen. Mit diesem Konzept zählten die Wolfsburger im Play-off zu den Fixstartern, erreichten in den vergangenen drei Saisonen stets das Halbfinale.

Offizielle Bestätigungen für den Wechsel blieben bis dato aus. KAC-Vizepräsident Hellmuth Reichel ließ sich aber entlocken, dass er „prinzipiell nichts gegen einen Ex-Spieler als KAC-Trainer hätte. Mike Pellegrims habe ich als smarten Typen in Erinnerung.“ Ein Dementi klingt wohl anders. Reichel verwies auf KAC-Manager Oliver Pilloni (blieb mit Pellegrims ständig im Kontakt), der jedoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar gewesen ist.

Ein weiterer Vorteil mit KAC-Trainer Pellegrims liegt auf der Hand. Dank ihm hätten die Rotjacken wieder einen verlässlichen Zugang zum DEL-Spielermarkt. Zuletzt schien jede hochwertige Quelle zu guten Imports versiegt.

Wie damals könnten mit Pellegrims Ruhe, Kontinuität und Erfolg nach Klagenfurt zurückkehren. Es muss ja nicht gleich die ganz große Parallele mit dem Meistertitel sein.

MARTIN QUENDLER