Früher, so wird es in der altehrwürdigen Stadthalle erzählt, musste ein junger Spieler auf dem Weg in die KAC-Kabine erst an gefürchteten Spielern wie Hans Sulzer, Hans Fritz oder Thommy Cijan vorbei. Ein bescheidenes „Grüß Gott“ half enorm, Zugang in die „heiligen Räumlichkeiten“ des Rekordmeisters gestattet zu bekommen. Wer die Rangordnung ignoriert hatte, erfuhr sie augenblicklich. Mit handfesten Argumenten.

Dieses Mal ist von Respekt einflößenden, gepanzerten Hünen keine Spur. Sie tummeln sich draußen auf dem Eis. Während eines Vormittagstrainings habe er Zeit zum Plaudern, erklärt Karl Klemen. Während in anderen Klubs sein Beruf längst mit Equipment Manager anglisiert ist, wird er beim KAC nach wie vor als Zeugwart geführt. In der Kabine führt ein schmaler Gang in den hinteren Trainingsraum. Über ein paar Stufen gelangt man in das Kammerl von Klemen. Wobei die Werkstatt eigentlich wie ein KAC-Museum wirkt.

Kein Kuchen

Die staunenden Blicke quittiert der 69-Jährige mit einem kurzen Lächeln. Unter der Decke hängen unzählige Trikots von legendären Ex-Spielern wie Rudi König, Dave Emma, Kraig Nienhuis, Robert Burakovsky, Jim Burton, Johan Strömwall oder Michael Puschacher. Hinter einer roten Couch hat Klemen einen Kühlschrank platziert. Daneben surrt eine Kaffeemaschine, Kuchen steht parat. „Für die Spieler“, stellt er klar, nachdem er den gierigen Blick des Interviewers (richtig) deutet.

Unvorstellbare 46 Jahre werkt der mittlerweile pensionierte Stadtgärtner bereits bei den Rotjacken. „Ernst Schweinberger hat mich im Oktober oder November 1969 gefragt, ob ich beim Eishockey mithelfen könnte. Ich musste mir alles selbst beibringen. Damals hab’ ich vom Eisschuhe-Schleifen noch keine Ahnung gehabt“, erzählt Klemen und fügt hinzu: „Man muss schon ein bisschen ein Bastler sein, manchmal auch Orthopäde und improvisieren.“ Das dürfte dem Klagenfurter stets gelungen sein, immerhin holte sein KAC mit ihm insgesamt 19 Meistertitel. Allerdings gab es auch weniger glorreiche Zeiten. Ist es nicht nach Wunsch gelaufen, habe ihm der Appetit gefehlt. „Meine Familie sagt, dass der KAC immer an oberster Stelle steht. Das stimmt aber nicht. Der KAC ist meine zweite Familie.“ Und die Eishalle sein zweites Zuhause: „Die Enkel müssen ja auch zum Training.“

Ein Gesetz

In all den Dienstjahren hat sich eines nicht geändert. Wie früher an der Kabinentür verlangt Klemen Respekt. Das freundschaftliche Duzen bleibt ein Privileg von wenigen Spielern. Selbst für Cracks, die schon lange in der KAC-Kabine sitzen, gibt es keine Ausnahme. „Zu mir sagt man Herr Klemen, Bitte und Danke. Erst nach einem Schnapserl dürfen sie Karl oder Carlito sagen. Ich will einfach nicht der Coole sein, der sich alles gefallen lässt“, erklärt der vierfache Opa. Das Wichtigste für ihn sei trotzdem, dass die Spieler seine Arbeit schätzen. Wie die unkomplizierten NHL-Spieler Sam Gagner, Tyler Myers und Andrew Cogliano 2012. „Sie waren super Typen. Mir hat das viel bedeutet, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden gewesen sind“, schildert er.

Wie lange er noch als KAC-Zeugwart arbeiten will? „Bis die neue Halle steht“, sagt er verschmitzt grinsend. Dass das dauern kann, weiß auch Klemen.

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