In Kärnten, so sagt man, kommen die Babys mit einem Eishockey-Schläger auf die Welt. Warum lässt einen derzeit das Gefühl nicht los, dass bei KAC oder VSV einzelne Akteure ihn zum ersten Mal in der Hand haben?
MARC BRABANT: (lacht) Gute Frage. Die Situation ist natürlich nicht erfreulich. Für alle nicht. Egal ob Spieler, Trainer, Management oder natürlich die Fans. Wobei die Situation bei KAC und VSV differenzierter zu betrachten ist.


Inwiefern?
BRABANT: Der KAC hatte mit dem Trainerwechsel eine turbulente Zeit. Beim VSV herrschte zuletzt Licht und Schatten. Erst Jason Krog und Darren Haydar können das kompensieren, was nach der Ära Derek Ryan/John Hughes verloren gegangen ist.


Was ist Ihre Einschätzung, woran es im Detail hapert?
BRABANT: Es fehlt derzeit bei beiden Teams die Kontinuität und beim KAC vor allem an Ruhe. Hier gehe ich von weiteren personellen Veränderungen aus. Es dauert, bis sich neue Spieler integriert haben. So etwas passiert normalerweise im August. Aber da müssen Trainer Doug Mason und seine Burschen jetzt durch.


Und beim VSV?
BRABANT: Es fehlt an Kadertiefe. Das Trainer-Team um Hannu Järvenpää muss aufpassen, seine Spieler nicht zu verheizen. Sonst klappt es nicht einmal mit einem Platz im Mittelfeld.


Haben die Verantwortlichen schlecht gearbeitet? Wurde ein zeitnaher Umbau verabsäumt?
BRABANT: Fehler erkennt man erst im Nachhinein. Doch die Klubs sind auf einem guten Weg. Die Struktur beim KAC wurde mit fix angestellten Trainern komplett umgekrempelt. Auch in Villach ist das Umfeld professioneller geworden.


Anders gefragt: Sind andere Liga-Klubs besser aufgestellt?
BRABANT: Die anderen Teams schlafen nicht. In Linz oder Salzburg wird beispielsweise toll gearbeitet. Vielleicht inspiriert dies Vereine, im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten aufzuholen. In Klagenfurt war schon oft eine Akademie geplant, umgesetzt hat es bisher niemand.


Die Kärntner Klubs waren ständig unter den Top-4-Liga-Vereinen. Sind diese glorreichen Zeiten endgültig vorbei?
BRABANT: Kommt auf den Horizont an. Auf 50 Jahre gesehen sind es kleinere Ausreißer. Allerdings wurde es schwieriger, sich ganz oben zu behaupten. Es darf nirgends ein automatischer Anspruch herrschen. Wie gesagt, auch andere Teams leisten hervorragende Arbeit. Es gibt längst keine Punktelieferanten mehr.


In den Kabinen soll Missstimmung herrschen. Einige Österreicher beschweren sich über die Gleichgültigkeit der Imports . . .
BRABANT: Das kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, die Imports müssen besser sein als heimische Spieler. Davon sind einige sehr weit entfernt. Der Druck darf nicht nur auf den Schultern der Österreicher lasten. Für einzelne Legionäre ist es eben nur ein vorübergehender Job. Umso leichter sollte dann ein Austausch erfolgen.

Der VSV liegt knapp unter dem Strich, die Rotjacken sind von einem Play-off-Platz weiter entfernt. Ein Grund zur Sorge?
BRABANT: Keineswegs. Es bleibt ja noch genug Zeit, sich zu rehabilitieren. Beide Teams haben genug Erfahrung, um es heuer zu schaffen.

INTERVIEW:
MARTIN QUENDLER