Die Gesten waren unmissverständlich und die Schimpftriaden unüberhörbar. Angriffe, die vor und während eines ServusTV-Interviews mit KAC-Kapitän Johannes Reichel nach dem verlorenen Derby gegen den VSV vorfielen. Pikanterweise stammen die Übeltäter aus dem eigenen Lager. KAC-„Fans“, die die Niederlage gegen den Erzrivalen nicht verkraften konnten. Die KAC-Cracks verstehen die Anfeindungen nicht nachvollziehen, haben sich aber in keiner Sekunde wirklich bedroht gefühlt.
Die KAC-Fanklubs distanzieren sich und verurteilen diese Aktionen auf das Schärfste. Eine Bestandsaufnahme:

Das sagen die Spieler

"Wir verstehen den Unmut der Fans"

KAC-Kapitän Johannes Reichel und sein Team wollen mit Siegen die Wogen glätten.

Verständerlicherweise üben sich die KAC-Spieler in Zurückhaltung. Sie geben jedoch zu, dass es schon lustigere Zeiten gegeben hat, in der eigenen Halle zu spielen. Allerdings versteht die Mannschaft den Unmut der Fans: „Wir haben eine schwierige Phase, uns fehlt das Selbstvertrauen. Keiner von uns verliert gerne. Möglicherweise hilft der Sieg in Znaim und einer in Laibach am Freitag, die Wogen wieder etwas zu glätten“, hofft KAC-Kapitän Johannes Reichel und bekräftigt: „Von den meisten unserer Fans erhalten wir wirklich tolle Unterstützung, auch wenn wir im Rückstand sind. Leider gibt es wie überall ein paar Ausreißer.“ Dass es dabei nicht nur um Drohgebärden und Beschimpfungen in der Halle geht, ist den Spielern klar. „Wir sind alle Profis und wissen, wie wir damit umgehen müssen. Gewisse Aktionen von Fans sind nicht o. k. Vom Eis hat man nämlich die beste Sicht. Aber Internet-Foren liest während einer Saison sowieso niemand von uns“, sagt Reichel. Gespräche mit Fans schließt der Verteidiger nicht aus: „Mit mir kann man immer reden.“

Das sagen die Fans

"Pfiffe ja, aber keine Beschimpfungen"

Red-White-Dragons und Stiege 19 sind bei Verfehlungen strikt, Vikings nicht.

Fanklubs sind gegründet worden, um einen Verein, eine Person oder zum Beispiel eine Musikgruppe in irgendeiner Form zu unterstützen. So sehen es auch die drei Fanklubs des KAC, die Stiege 19, die Red-White-Dragons und die Vikings. Dass die momentane Situation bei den Rotjacken keine einfache ist, damit gehen die drei Anhängerklubs aber etwas differenzierter um. „Pfiffe ja, aber keine Beschimpfungen“, darüber sind sich Johann Radl (Stiege 19) und Karl-Heinz Rieger vollkommen einig. Haltet sich jemand aus dem Klub nicht daran, gibt es zuerst eine Verwarnung. Sollte sich der Verwarnte dennoch nicht daran halten, wird er aus dem Fanklub ausgeschlossen. „Vereinsschädigendes Verhalten wird bei uns nicht geduldet“, sagt Radl klipp und klar. Nicht ganz so eng sehen es die Vikings. „Es ist schwierig im Moment unsere Mitglieder im Zaum zu halten“, beschreibt es Obmann Mario Winkler. Der Ex-KAC-Angestellte kann es nicht verstehen, dass sich die Mannschaft nach dem 0:9 gegen Linz nicht entschuldigt hat. „Für uns ist es auch nicht nachvollziehbar, warum die vorhandene Qualität auf dem Eis nicht zu sehen ist“, ergänzt Winkler.

Das sagt der Verein

"Nicht alles der Fans ist tolerierbar"

Oberste Priorität des KAC ist aber ein gutes Auskommen mit seinen Anhängern.

Nicht zu beneiden, sind im Moment die Verantwortlichen der Rotjacken. In der Meisterschaft hinkt der Rekordmeister hinterher, steht die nächste Verhandlung mit Gerald Ressmann ins Haus und nun schlagen gewisse Fans mit bedrohenden Gesten und wüsten Beschimpfungen in Richtung der eigenen Spieler über die Stränge. „Ich kann den Unmut der Fans schon nachvollziehen, aber keiner der Spieler macht nur irgendetwas absichtlich“, sagt KAC-Manager Oliver Pilloni. Was der ehemalige Spieler aber überhaupt nicht akzeptieren kann, sind die bedrohenden Gesten und wüsten Verbalattacken, die unter die Gürtellinie in Richtung der Spieler gehen. „Nicht alles der Fans ist tolerierbar. Werden solche Anhänger ausgeforscht, dann muss man sich schon Konsequenzen überlegen.
Prinzipiell sucht Pilloni das Gespräch mit den Fans, er bezeichnet das Verhältnis zu den Fanklubs als schwer in Ordnung. „Gibt es da Unklarheiten, dann setzen wir uns an einen Tisch und diskutieren das Problem und finden immer eine Lösung. Grundsätzlich suche ich das Gespräch mit unseren Fans."

MARTIN QUENDLER,
MARIO KLEINBERGER