"Ja-ro-mir"-Sprechchöre hallten durch die mit 17.383 wieder ausverkaufte O2 Arena, nachdem Jagr mit seinen Treffern zum 2:2 (34.) und 4:3 (56.) den Tschechen den Weg ins Halbfinale geebnet hat. Dass schon nach dem Viertelfinale ein neuer Zuschauerrekord (676.979) aufgestellt worden ist, passte in den perfekten Tag des Eishockey-begeisterten Landes.

Anders als bei der bisher letzten Heim-WM, als 2004 im Viertelfinale mit 2:3 n.P. gegen die USA das Aus gekommen war, geht es für Jagr und Co. diesmal um die Medaillen. Allerdings starten die Tschechen als Außenseiter ins Halbfinale, wartet doch mit Kanada das bisher überragende Team dieses Turniers. "Sie haben das Turnier bisher dominiert, aber am Samstag ist ein neuer Tag", sagte Torhüter Ondrej Pavelec.

Der Rekord-Weltmeister spazierte mit einem 9:0 über Weißrussland, dem zweithöchsten Viertelfinal-Sieg der Geschichte nach einem 10:0 von Finnland über Österreich 1994, in die zweite K.o-Runde. Die NHL-Auswahl um Superstar Sidney Crosby hält nach acht Spielen bei 58 Toren, die meisten von Team Canada seit der Teilnahme von NHL-Spielern an der WM (erstmals 1977 in Wien). Mehr kanadische WM-Tore gab es zuletzt 1962, der WM-Rekord ist dennoch außer Reichweite. Den hält die UdSSR, die 1973 bei den Heimspielen in Moskau in zehn Matches 100 Tore erzielt hat.

Todd McLellan hat mit einer jungen, hungrigen Mannschaft Kanada erstmals seit sechs Jahren wieder in ein WM-Halbfinale geführt, das erste WM-Gold seit acht Jahren ist in Reichweite. "Wir sind nicht mehr das Team, das vor 20 Tagen in Wien (4:2-Sieg gegen Österreich) gestartet ist. Wir sind von Tag zu Tag besser geworden", sagte Stürmer Tyler Seguin, der mit acht Treffern beste Chancen auf die Torjägerkrone hat. Crosby sah es genauso: "Es ist wichtig, von Spiel zu Spiel besser zu werden. Jetzt musst du in Hochform sein, es heißt gewinnen oder heimfliegen."

Auch das zweite Halbfinale vier Stunden später verspricht Emotion. Nachdem Russland seine WM-Erfolgsserie gegen Schweden prolongiert hat (seit elf Jahren ungeschlagen), hat der Titelverteidiger nun die Chance zur Revanche im stets prestigeträchtigen Duell mit den USA. In der Gruppenphase hatten sich die US-Boys mit 4:2 durchgesetzt, nun geht der Titelverteidiger aber gestärkt ins Spiel.

NHL-Star Jewgenij Malkin (Pittsburgh Penguins) ist in Form gekommen, wie seine zwei Tore beim 5:3-Erfolg gegen Schweden zeigen. Zudem ist Russlands Superstar im Anflug. Nach dem Aus der Washington Capitals in der NHL gegen die New York Rangers wird Alexander Owetschkin die Sbornaja am Final-Wochenende verstärken. Der Stürmer hat Russland schon zu drei WM-Goldmedaillen (2008, 2012, 2014) geführt. Stürmer Viktor Tichonow freut sich nicht zuletzt deshalb über die Chance zur Revanche. "Wir sind begeistert, wieder gegen die USA zu spielen. Jedes Mal, wenn du verlierst, willst du zurückkommen und beweisen, dass du sie schlagen kannst", erklärte er.

Das US-Team ist jenes mit dem geringsten Glamour-Faktor der vier Halbfinalisten. Teamchef Todd Richards hat sogar fünf College-Spieler dabei und das mit Abstand jüngste Team.

Nachdem Finnland gegen Tschechien zwei Powerplay-Tore kassiert hat, bleibt dem österreichischen Team eine bedeutungslose Ehre: Die ÖEHV-Auswahl muss zwar absteigen, hat aber das beste Penalty-Killing des Turniers. Nur Kanada hat so wie die Ratushny-Auswahl nur ein Tor in Unterzahl kassiert.