Handschuhe, Helme und Stöcke lagen nach Massenschlägereien wild zerstreut auf dem Eis herum. Hie und da sogar ein Zahn. Die zerrissenen Dressen der Spieler hingen wie Fetzen von ihren Körpern. Blutige Lippen und Nasen rundeten das Bild ab. Wenn Helmut Qualtinger das Fußball-Duell zwischen Simmering und Kapfenberg als brutal bezeichnete, was hätte er über den Eishockey-Klassiker KAC gegen Graz gesagt? Szenen, die aber zum Glück ins letzte Jahrhundert gehören.


Dieses Mal mag es wohl nicht am emotionsgeladenen Geist der Vergangenheit liegen, der vor diesem Duell die Eishockey-Fans von Kärnten und Steiermark in seinen Bann zieht. Denn für einen der beiden Kontrahenten beginnt am kommenden Mittwoch der Urlaub. Die bessere Ausgangsposition haben die Grazer.

Graz in Höchstform

Fünf Siege holten sie in den bisherigen sieben Partien der Qualifikationsrunde und stoppten rechtzeitig den Abwärtstrend. Ein voller Erfolg nach 60 Minuten würde das Play-off-Ticket bedeuten. „Wir spielen derzeit in Höchstform“, strotzt Graz-Stürmer Philipp Pinter voller Zuversicht, ergänzt aber: „Der KAC ist in der Quali-Runde am stärksten aufgestellt. Wir müssen die Strafbank meiden und unser Ding durchziehen.“ Der Villacher hatte zuletzt in den entscheidenden Momenten für die 99ers stets seine Hände im Spiel.


Wie auch KAC-Verteidiger Thomas Pöck. Der 33-Jährige erzielte fünf Tore in den letzten fünf Partien und schraubte sein Konto auf 31 Scorerpunkte. Die Schwierigkeiten sind ihm vor dem entscheidenden Duell bewusst. „Es reicht nicht, nur stabil in der Defensive zu spielen. Wir brauchen gegen Graz Tore“, stellt Pöck klar. „Der Einsatz muss stimmen und die Tagesverfassung spielt sicher eine wichtige Rolle“, erklärt der Ex-NHL-Spieler, dessen KAC-Vertrag mit Saisonende ausläuft. Allerdings soll darin eine spielerseitige Verlängerungs-Option sein. Über seine Zukunft lässt er sich nur so viel entlocken: „Ich habe keinen Grund, wegzugehen.“


Handfeste Szenen, wie sie früher im Bunker geherrscht haben, hat Pöck in Nordamerika als taktische Maßnahme hautnah miterlebt. Vor dem heutigen Duell schließt er nichts aus: „Anders Bastiansen ist zuletzt drei Mal geflüchtet. Wenn es die letzte Möglichkeit für einen Sieg ist, werde ich parat stehen“, verspricht der Klagenfurter.

MARTIN QUENDLER