Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) und sein Koalitionsgegenüber, Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) haben sich am Dienstag zufrieden mit den jüngsten Integrationsmaßnahmen für Asylwerber gezeigt. Mit mehr Möglichkeiten für gemeinnützige Arbeit helfe man ihnen, "ihren Beitrag für Österreich zu leisten", sagte Kurz. Duzdar erhofft sich mehr Einbindung in die Gesellschaft.

Eine unlängst von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) überlegte Arbeitserlaubnis für Asylwerber wird so nicht kommen, hielt Kurz fest. Die Arbeitsmarktlage sei schon für anerkannte Flüchtlinge schwierig genug. Laut dem Integrationsminister soll ein Kriterienkatalog erstellt werden, "in welchen Bereichen" gemeinnützige Arbeitsmöglichkeiten für Asylwerber bestehen. Er ist der Ansicht, dass auch NGOs von solchen Einsätzen profitieren können. Kurz kündigte weiters den Ausbau von Sprach- und Wertekursen an.

Duzdar war froh, dass man das Paket binnen zwei Wochen vorlegen konnte, dies zeige auch, dass die Regierungsarbeit funktioniere. Die strich den hohen Stellenwert von Integration von Anfang an hervor. Gemeinnützige Tätigkeiten für Asylwerber auf Gemeindeebene würden diese auch sozial in die lokale Umgebung einbinden. Als Einsatzbeispiele nannte sie etwa Stadtbibliotheken oder bei die Wartung von Wanderwegen.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) erhofft sich, dass die neuen Maßnahmen den "Tagesablauf von Asylwerbern besser strukturieren". Es gelte zu vermeiden, dass diese beschäftigungslos den Tag verbringen - "das ist nicht ihre Verantwortung, das geht auch an uns". Da aber in vielen Bereichen ohnehin schon einiges passiert sei, sollen nun "best practice-Modelle" gesammelt werden.

Österreichischer Plan

Kurz hat seinen EU-Amtskollegen am Montag in Luxemburg bereits den österreichischen Plan gegen illegale Migration vorgestellt und dabei nach seinen Aussagen "sehr viel Rückendeckung" bekommen, sagte Kurz im Anschluss an das Treffen. Der Plan, den Kurz, Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) auserkoren haben, sieht vor, dass Migranten, die illegal auf Inseln oder europäisches Festland kommen, künftig nicht mehr weiterreisen können. Sie sollen in "Asyl-und Migrationszentren" in Drittstaaten etwa in Afrika zurückgeschickt werden. Diese Zentren sollen von der EU und dem Flüchtlingshochkommissariat UNHCR gemeinsam betrieben werden. Gleichzeitig soll die Hilfe vor Ort ausgebaut und legale Wege nach Europa geschaffen werden.

"Solange es keine europäische Lösung gibt, müssen wir als Republik Österreich nationale Maßnahmen setzen. Parallel dazu kämpfen wir aber für eine gesamteuropäische Lösung", stellte Kurz klar. Die EU müsse abgesehen von der Türkei noch mehr Kooperationspartner gewinnen. Länder, die kooperativ sind, sollen belohnt werden, den anderen hingegen sollen Strafen drohen. Die EU-Kommission hat ja erst kürzlich ihren Plan vorgestellt, die Flüchtlingsströme mit Afrika-Partnerschaften einzudämmen.

"Das, was in der Türkei und Griechenland möglich ist, muss auch mit Italien und Libyen möglich sein", so Kurz. Griechenland stoppe derzeit illegale Flüchtlinge und Migranten an der Außengrenze, lasse sie von Lesbos und den andern Inseln nicht auf das Festland reisen, sondern versuche, sie in die Türkei zurückzustellen. "Das alleine hat bewirkt, dass sich wesentlich weniger Menschen aus der Türkei nach Griechenland auf den Weg gemacht haben und es sterben dort auch weniger", meinte der Außenminister.

Kurz wünscht sich das auch in Italien am Brenner. Italien habe zwar die Kontrollen verstärkt, der Zustrom sei aber nach wie vor zu hoch. Bisher seien heuer rund 25.000 Menschen in Österreich angekommen - eine "viel zu hohe Zahl für die ersten sechs Monate". "Insofern braucht es hier ein Ende des Weiterwinkens", fordert Kurz.

Libyen, wo der überwiegende Großteil der Flüchtlingsboote startet, hat allerdings bereits klargestellt, nicht wie die Türkei, Schutzsuchende aus Europa zurücknehmen zu wollen. "Wir werden nicht akzeptieren, dass die EU Migranten zu uns zurückschickt", sagte der Chef der neuen "Regierung der Nationalen Einheit", Fayez Sarraj Anfang Juni. "Europa muss Wege finden, sie in ihre Heimatländer zurückzubringen. Sie können nicht bei uns leben."

Aktuell hat die EU kaum Rückübernahmeabkommen mit den Herkunftsländern der Migranten, weshalb es in den meisten Fällen de facto unmöglich ist, Flüchtlinge zurückzuschicken. Zwar hat die EU bereits Verhandlungen aufgenommen, bis diese tatsächlich zu einer Einigung führen kann es jedoch noch Jahre dauern.