Eine Studie die Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) bestätigt die Umverteilung durch Sozialleistungen. Die verfügbaren Mittel im untersten Einkommensdrittel steigen demnach durch Umverteilung um rund 60 Prozent, jene des obersten Einkommensdrittels sinken hingegen um rund 25 Prozent.

Die Studie basiert auf Daten für das Jahr 2010. Die Umverteilung erfolgt dabei vor allem über die Ausgabenseite. Aufgrund der hohen Bedeutung von indirekten Steuern und Sozialabgaben verteilt das Abgabensystem nur in geringem Maß um. Der Großteil der sozialen Geld- und Sachleistungen kommt hingegen allen Haushalten unabhängig von ihrem Einkommen gleichermaßen zugute. Daher ist deren relative Bedeutung für Haushalte mit niedrigen Einkommen deutlich höher als für einkommensstärkere Haushalte.

Das obere Einkommensdrittel bezieht 60 Prozent der Primäreinkommen (Markteinkommen und Pensionen), an sie gehen aber nur 26 Prozent der sozial- und wohlfahrtsstaatlichen Leistungen. Hingegen hat das untere Einkommensdrittel zwar nur einen Anteil von 12 Prozent an den Primäreinkommen, sie beziehen aber 42 Prozent der öffentlichen Geld- und Sachleistungen. Gleichzeitig zahlen die hohen Einkommen 63 Prozent aller Steuern und Sozialabgaben, die Haushalte mit niedrigem Einkommen hingegen nur 10 Prozent.

Über 90 Prozent der öffentlichen Geld- und Sachleistungen entfallen auf die Bereiche Gesundheit, Bildung und Familie, wobei diese Leistungen relativ gleichmäßig verteilt werden. Die Arbeitslosenleistungen, die Leistungen gegen soziale Ausgrenzung sowie die Subjektförderung im Bereich Wohnen gehen hingegen deutlich überproportional an niedrige Einkommen. Bei den 10 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, machen die Arbeitslosenleistungen über 90 Prozent des Gesamteinkommens aus; für jene, die Sozialhilfe beziehen, stellt dieses Einkommen fast die Hälfte des Gesamteinkommens dar. In Haushalten mit Kindern, die Familienleistungen beziehen, machen diese Leistungen im Durchschnitt etwa 13 Prozent des Gesamteinkommens aus, in der Gruppe der niedrigen Einkommen sogar fast ein Drittel.

Die staatlichen Eingriffe schaffen der Wifo-Studie zufolge eine deutlich ausgeglichenere Wohlfahrtssituation der Haushalte. Die niedrigen Einkommen haben rund 12 Prozent des Primäreinkommens aber rund 20 Prozent des Sekundäreinkommens (Primäreinkommen abzüglich Steuern und Sozialabgaben und zuzüglich der staatlichen Geld- und Sachleistungen). Auf die mittleren Einkommen entfallen 28 Prozent des Primäreinkommens und 30 Prozent des Sekundäreinkommens. Die hohen Einkommen beziehen 60 Prozent des Primäreinkommens und es verbleiben 50 Prozent des Sekundäreinkommens. "Für die mittleren Einkommen ändert sich aufgrund der Umverteilung durch die öffentlichen Haushalte nur relativ wenig, eine deutliche Umverteilung findet von den hohen zu den niedrigen Einkommen statt", fasst das Wifo zusammen.

Festgestellt wird in der Studie auch, dass die Verteilung der Primäreinkommen insbesondere in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre deutlich ungleicher wurde, vor allem weil sich die Markteinkommen der einkommensschwächsten Haushalte gegenüber 2005 stark verringerten, während jene der einkommensstärkeren kräftig stiegen. Zudem erhöhte sich der Anteil der Personen ohne Markt- oder Pensionseinkommen. Die Zunahme der Ungleichheit in der Verteilung der Primäreinkommen konnte durch die staatlichen Umverteilungsaktivitäten jedoch nicht gänzlich ausgeglichen werden. Das Transfersystem erreicht die Haushalte nicht mehr im gleichen Ausmaß wie Anfang der 2000er Jahre. Öffentliche Leistungen, "die speziell ärmeren Haushalten zugute kommen, gewinnen demnach an Bedeutung", stellt das Wifo fest.

Als Grund für die Zunahme der Ungleichheit in der Verteilung der verfügbaren Einkommen macht das Wifo in erster Linie die schwache Arbeitsmarktentwicklung, die teilweise geringen Entlohnung in den Bereichen mit steigenden Beschäftigungszahlen sowie das ungenügende Angebot an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen aus.