Am Tag nach seinem Sieg bei der Bundespräsidentenwahl traf Alexander Van der Bellen heute gleich seinen künftigen Vorgänger. Heinz Fischer empfing ihn in der Präsidentschaftskanzlei. 

Die Übergabe erfolge freundschaftlich und reibungslos, man habe bereits ein Arbeitsgespräch vereinbart, erklärten beide im Anschluss an das Treffen.

Van der Bellen kam in Begleitung seines Teams kurz vor 12 Uhr in der Hofburg an. Nach einem kurzen Handshake für die Fotografen verschwanden der Bundespräsident und der Wahlsieger hinter der Tapetentür zum Austausch.

Mit Van der Bellen verbinde ihn bereits eine jahrelange Zusammenarbeit, in dieser Konstellation sei man aber noch nie hier zusammengestanden, erklärte Fischer. Unterhalten habe man sich über die ersten Aufgaben und Termine, die auf den neuen Bundespräsidenten zukommen und Van der Bellen sind ein paar Wochen zur Einarbeitung gegönnt. Die Angelobung erfolgt am 8. Juli. Van der Bellen appellierte einmal mehr an die Medien, das Wahlergebnis nicht als Spaltung zu "dramatisieren". Österreich sei ein Land mit hoher Diversität. 

Auch an FPÖ-Kandidaten Hofer hat Fischer eine Einladung ausgesprochen - und zwar für Mittwoch.

Unterdessen hat sich der knapp geschlagene Präsidentschaftskandidat der FPÖ, der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, zu Wort gemeldet.   Vor der Vorstandssitzung seiner Fraktion bat er die  Österreicher, wegen des engen Wahlergebnisses nicht zu streiten.

Im Internet hatte es teils heftige Bürgerstatements gegeben. "Aber alle sollen zusammenhalten" in Österreich,  sagte Hofer. Er hoffe, "dass Ruhe einkehrt".

"Abrüstung der Worte"

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache rief unterdessen Fans und Gegner zu Besonnenheit und Mäßigung der Wortwahl auf Facebook auf. In den vergangenen Tagen hätten rund um die Präsidentenwahl viele User "völlig unangemessen reagiert und Kommentare hinterlassen, die mit dem Respekt gegenüber der Demokratie und auch gegenüber den Kandidaten und ihren Wählern völlig unvereinbar sind". Strache forderte wörtlich eine "Abrüstung der Worte".

Heinz-Christian Straches Eintrag auf Facebook:

Straches Facebook-Seite

Strache schrieb weiters: "Ich habe großes Verständnis dafür, dass viele von euch nach dem sehr knappen Wahlausgang enttäuscht sind", schrieb Strache am Dienstag auf seiner Facebook-Seite. "Und ich verspreche, dass wir Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Wahl sachlich prüfen und darauf angemessen reagieren werden. Jetzt gibt es ein demokratisches Wahlergebnis, das selbstverständlich anzuerkennen ist", meinte der FPÖ-Obmann.

Hofer und Strache haben am Dienstag Alexander Van der Bellen zum Wahlsieg gratuliert. "Ich wünsche ihm für diese wichtige Aufgabe wirklich alles Gute", sagte Hofer nach der FPÖ-Vorstandssitzung.

Spekulationen, wonach er, Hofer, womöglich dank der vielen erreichten Stimmen auch für die Freiheitlichen als Spitzenkandidat bei der nächsten Nationalratswahl antreten könnte, erteilte er eine Absage. Hofer wird hinter Strache auf der FPÖ-Liste kandidieren, um die Freiheitlichen zur stärksten Kraft im Land zu machen, sagte er. Einen Vorzugsstimmenwahlkampf gegen seinen Parteichef schloss Hofer auf Nachfrage aus. Zwischen ihn und Strache passe kein Blatt Papier.

Zu einer angedeuteten möglichen Wahlanfechtung sagte Hofer, es gebe keine Anzeichen für einen Wahlbetrug.

Mit Katze

Auf Facebook hatte Hofer zuvor seine Anhänger dazu aufgefordert, den Kopf nicht hängen zu lassen. Über einem Foto von sich und seiner Katze postete der knappe Wahlverlierer: "Wir sind heute noch immer etwas traurig. Aber die Arbeit geht weiter. Heute stehen eine Vorstandssitzung und eine Pressekonferenz auf dem Programm. Danach leite ich den U-Ausschuss. Kopf hoch, liebe Freunde. Österreich braucht Euch! Ich bleibe Euch treu!"