"Bedeutungslos" ist für den berühmten Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner der jüngste Vorstoß von FPÖ-Parteichef Heinz Christian Strache für eine Wiedervereinigung Tirols. Die Freiheitlichen nannte Messner gegenüber der Nachrichtenagentur ANSA "Populisten, die den Frieden in Südtirol zerstören". "Wer heute so etwas vorschlägt, hat nichts aus 1937 und der Tragödie Südtirols gelernt", sagte Messner.

FPÖ-Parteichef Heinz Christian Strache hatte sich zuvor für die Wiedervereinigung Tirols ausgesprochen. "Ich will die bestehende Wunde heilen und Tirol die Möglichkeit geben, sich wieder zu vereinen", sagte Strache im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica".

Südtirol solle die Möglichkeit zur Selbstbestimmung gegeben werden. Es solle frei über seine Zukunft entscheiden können.

Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache © FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUM

Strache erklärte, dass Österreichs Grenzkontrollen am Brenner eine "Notstandslösung" seien. "Wenn man nicht angemessen die EU-Außengrenzen schützt, wenn ihr Italiener weiterhin Migranten einreisen lässt, als wärt ihr Staatsschlepper, ist das nicht in Ordnung. Österreich muss sich schützen. (Italiens Premier) Matteo Renzi tut nichts anderes, als die Migranten hierher einzuladen, nicht wahr? Genau wie (die deutsche Bundeskanzlerin) Angela Merkel. Wir müssen uns schützen", kritisierte Strache.

Der FPÖ-Chef warnte vor der "Sozialromantik der Willkommenspolitik". Die einreisende Flüchtlinge seien keine Akademiker, wie man oft erzähle, sondern unter ihnen würde es viele Analphabeten geben. "Und es gibt Terroristen, die sich unter die Flüchtlinge mischen, wie es die Anschläge in Europa bezeugen", sagte Strache. Seine Partei kämpfe gegen die "Islamisierung Europas".

Strache zeigte sich vom Sieg des FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer bei der Bundespräsidenten-Stichwahl am 22. Mai überzeugt. "Wir stehen vor einer Wende, vor einer neuen politischen Ära. Dieses verkrustete System aus zwei Parteien ist zu Ende. Das verdanken wir der außerordentlichen Persönlichkeit unseres Kandidaten Hofer (...) Hofer wird der Verteidiger der Interessen des österreichischen Volks sein", so Strache.

Renzi: "Schandhafte Worte"

Der italienische Premier Matteo Renzi hat am Donnerstag FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache attackiert, der ihn und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik als "Schlepper" bezeichnet hatte. Renzi bezeichnete Straches Worte als "schandhaft".

"Ich kommentiere nicht den österreichischen Wahlkampf, ich reagiere aber vom institutionellen Standpunkt. Wer die Bilder der Kinder in den Lagerräumen der Flüchtlingsschiffe gesehen hat, begreift, wie schandhaft diese Worte sind. Sie sollten die vielen anständigen Menschen in Österreich zum Nachdenken bewegen", sagte Renzi. Er bezog sich dabei auf ein Interview Straches mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Donnerstag.

Merkel meinte, die EU müsse nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ihre Werten leben. Respekt für die Menschenwürde bedeute auch, Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. "Wie Europa sich der Herausforderung der Flüchtlingsproblematik stellt, entscheidet, wie uns die Welt schätzt", so Merkel.

Auch die Grünen wiesen die Südtirol-Aussagen Straches zurück. "In Europa wollen wir Grenzen abbauen, nicht umbauen", sagte die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, Tirols Vize-Landeschefin Ingrid Felipe, in einer Aussendung. "Tirol ist eng zusammengewachsen, Straches Ideen würden es wieder auseinanderreißen."

"Kurz muss Stellung beziehen"

"Strache will wieder einmal die Bevölkerung spalten und Europa zerstören", meinte der Grüne Europa-Abgeordnete Michel Reimon. "Dass ein österreichischer Politiker in einer italienischen Zeitung solche Aggressionen verbreitet, schadet Österreichs Position in Europa massiv. Außenminister (Sebastian) Kurz muss sofort und deutlich Stellung seitens der Republik beziehen und Straches Forderung zurückweisen" forderte Reimon, Vorstandsmitglied der Europäischen Grünen.