Das mittlerweile von "Europa-Bierstadl" in "Da Wirt 4s Fest" umbenannte Festzelt tauchten die blauen Anhänger mit ihren Fahnen ohnehin in die Farben Rot-Weiß-Rot: "Österreich zuerst" verkündete auch "die Stimme der Vernunft" Norbert Hofer, wie die FPÖ ihren Bundespräsidentenkandidat für die Stichwahl plakatiert. Gemeinsam mit Strache und dem Gastgeber der Kundgebung, oö. Landesparteichef Manfred Haimbuchner, zog er unter nicht enden wollenden "Hofer"-Sprechchören in Linz auf die Bühne.

Passend zu Grillhendln und Bier war auch die Kost der drei deftig: Haimbuchner begrüßte nach einem Schluck Bier den "Helden für uns, lieber Norbert, den das Volk wollte und will". Der FPÖ-Landeschef war sich sicher, dass Alexander Van der Bellen nach der Stichwahl "Van der Heulen" heißen werde, denn die Richtung für den 22. Mai sei klar: "Hofer in die Hofburg".

Der Angesprochene selber, der beim Blick in die Runde "stolz ist, ein Österreicher sein zu dürfen", denn "in dem schönsten Land der Welt" habe er die "besten Menschen der Welt kennengelernt", streute seinen Anhängern Rosen. Gleichzeitig lud er sozialdemokratische Wähler auf, "zu uns zu kommen, wo Freundschaft noch ein Wert" sei. An das ÖVP-Lager schickte er die Botschaft aus: "Wir Freiheitliche halten die Werte des Christentums hoch und heilig."

Und als "Schutzherr der Österreicher" werde er auch nicht wie sein Mitbewerber Van der Bellen die "Exekutive als latent gewalttätige Macht" bezeichnen, sondern für "eine ordentliche Ausstattung des Heeres" sorgen, erklärte Hofer. Als Bundespräsident, dem Oberbefehlshaber des Heeres, werde er nicht in der Hofburg sitzen, sondern die Kasernen besuchen. Denn: "Ich habe gedient, Van der Bellen nicht."

Nicht übergehen wollte Strache nach seinem Lobgesang auf Hofer und dessen "Kritik an der EU-zentralistischen Politik" die Auslandsschelte nach dem ersten Wahldurchgang für die Hofburg. Der deutsche SPD-Chef Sigmar Gabriel sollte sich lieber um seine Partei kümmern, als mündige Wähler in anderen Ländern zu maßregeln. Deutliche Wahlkampftöne schlug er dann auch Richtung Van der Bellen an: "Wir brauchen keine grüne Diktatur", meinte er in Anspielung auf dessen Weigerung, eine mögliche FPÖ-Regierung anzugeloben.

Die Freiheitlichen seien inzwischen mit ihrem sozialdemokratischen Bewusstsein "die Erben von Bruno Kreisky. Werner Faymann wurde bei der Maikundgebung in Wien aufgepfiffen, die Sozialdemokraten haben wohl was zu klären". Der blaue Aufruf daher: "Neuwahl ist das Gebot der Stunde". Denn es müsse Schluss sein mit der Willkommenskultur. "Wir brauchen ein Rückkehrkultur. Wir sind die neue Mitte der Gesellschaft."

Natürlich ließ es sich der FPÖ-Parteichef am der Tag der Arbeit nicht nehmen, auf die heimische Arbeitsmarktsituation einzugehen. "Die Fleißigen müssen wieder entlohnt werden, mit Steuerentlastungen." Bei vier Kindern plädierte er für Steuerfreiheit. Auch die Lohnnebenkosten müssten gesenkt werden. Sechs Milliarden Euro habe die Willkommenskultur gekostet, aber Pflegegeld oder Pensionen würden gekürzt, behauptete er, bei den Lehrern werde ebenso gespart wie bei der Polizei. "Da müssen wir Stopp sagen."

Nach dem knapp zweistündigen Rundumschlag spielte die John-Otti-Band die Bundeshymne, und mit "Immer wieder Österreich" endete die Kundgebung.