Jung, schwarz, männlich: Der neue Hoffnungsträger der Wiener ÖVP heißt Gernot Blümel. Der 34-Jährige ist am Samstag zum Landesparteichef der Stadt-Schwarzen gekürt worden - nachdem er bereits seit der für die Volkspartei desaströsen Wahl im Herbst als geschäftsführender Obmann fungierte. Dass Blümel zuvor ÖVP-Generalsekretär war, lässt sich auch nach dem Wechsel ins Rathaus noch erahnen.

Denn der Schritt in die Landespolitik hält den umtriebigen Polit-Profi nicht davon ab, fast täglich scharfe Kommentare zum Zeitgeschehen oder harsche Kritik am politischen Gegner auszusenden. Derart angriffig ist die Wiener ÖVP unter den zahlreichen Vorgängern Blümels nie aufgetreten. Der Neue schärfte innerhalb kürzester Zeit das Profil der traditionell gern zerstrittenen Partei - wobei der Weg eher nicht in Richtung liberale Mitte zu gehen scheint.

Statt wie einst Erhard Busek auf bunte Vögel setzt Gernot Blümel auf Härte. So plädiert er dafür, den "Magneten" Mindestsicherung für Asylwerber zu beschneiden. Die "völlig überzogene Willkommenskultur" ist dem Nachfolger von Manfred Juraczka generell ein Dorn im Auge, auch das Bekenntnis zu Obergrenzen für Flüchtlinge fordert er ein. Bei der umstrittenen Änderung der Wiener Bauordnung setzte er auf gemeinsamen Aktionismus mit der FPÖ. Und streng ist der Neo-Obmann auch zu Mietern. Jenen, die im Gemeindebau residieren, möchte er das Entgelt erhöhen, sobald das Haushaltseinkommen steigt.

Theoretisch könnte die inzwischen zur Mini-Partei geschrumpfte Wiener ÖVP - die nicht einmal mehr zehn Prozent der Wähler für sich gewinnen konnte - der Stadtregierung weitgehend egal sein. Doch so einfach geht es nicht, denn Gernot Blümel versteht es geschickt, mit einem mächtigen Verbündeten zu agieren: dem Bund. Auch ÖVP-Minister müssen mit in den kommunalen Ring steigen. Exemplarisch wurde dies bei den "Islam-Kindergärten" vorexerziert, als Integrationsminister Sebastian Kurz gleich zwei Wiener Stadträtinnen zu sich zitierte, um mit ihnen ein ernstes Wort zu reden.

Dass sich Blümel mit solchen Aktionen auch selbst angreifbar macht, nimmt er wohl in Kauf. So wurde etwa der unmittelbare Anlass für das Kindergarten-Gipfeltreffen - eine nur wenige Seiten umfassende "Vorstudie" - als wenig aussagekräftig beurteilt. Spott und Hohn setzte es für den Vorschlag, wonach Schüler zu Beginn des Unterrichtes eine "Werteformel" deklamieren sollten. Apropos Schule: Hier geriet Blümel prompt auch innerparteilich in Kalamitäten. Denn sogar Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner bekam den Zorn Blümels zu spüren, als er sich erlaubte, über eine Aufweichung der Höchstgrenze in Sachen Gesamtschule auch nur nachzudenken.

Der Wiener ÖVP-Chef ist strikt dagegen, dass das Konzept gemeinsame Schule nach der Volksschule fortgesetzt wird. Er setzt auf "Wahlfreiheit", wie er nicht müde wird zu betonen - auch wenn Kritiker monieren, dass es genau diese in Wien meist nicht gibt, da oft sogar gute Schüler keine Aufnahme im gewünschten Gymnasium finden.

Ungeachtet der professionellen Bissigkeit gilt der am 24. Oktober 1981 geborene ÖAABler im persönlichen Umgang als umgänglich und höflich. Er studierte Philosophie in Wien und Dijon (Frankreich) sowie an der Wiener Wirtschaftsuniversität. Während seiner Studienzeit in der Bundeshauptstadt trat er der JVP sowie der katholischen Studentenverbindung Norica bei.

Blümel wurde 2006 Internationaler Sekretär der Jungen VP. 2008 kam er als parlamentarischer Mitarbeiter zu Michael Spindelegger, wurde dessen Sekretär als dieser Zweiten Nationalratspräsidenten war und ging mit ihm auch ins Außenministerium. Nach der Nationalratswahl 2013 machte Spindelegger Blümel zum Generalsekretär. Dass Blümel nach dem Rücktritt Spindeleggers als ÖVP-Obmann im Sommer 2014 unter dessen Nachfolger Reinhold Mitterlehner diesen Job behalten durfte, galt durchaus als Überraschung.

Als gesichert gilt auch, dass er Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt, gerne Sport betreibt und inzwischen nicht mehr in Niederösterreich, sondern in Wien lebt. In seiner Heimatgemeinde Moosbrunn war er bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Sportverein (Fußball) und im Musikverein (Flügelhorn, Tenorhorn, Schlagzeug). In einem Interview gestand er zwei Tattoos. Und für einen Hauch Glamour sorgte die Nachricht über seine Liaison mit dem Playmate Clivia Treidl. Details zum Privatleben werden jedoch vom zumindest diesbezüglich verschwiegenen Stadtparteichef nicht verraten.

Der Start in Wien verlief übrigens durchaus holprig - was nicht nur an Querelen um den Posten des ÖVP-Klubchefs im Rathaus lag. Gernot Blümel war im Herbst nach einem Sturz mit Gips und Krücken unterwegs. Launige Kommentare zum "glatten Parkett" in Wien folgten auf dem Fuß.