Manche seien erst zufrieden, wenn das bestehende Pensionssystem "wegreformiert" sei. "Nicht mit uns", richtete Kaske den Kritikern aus. Der von der ÖVP und der Wirtschaft geforderte Automatismus zwischen Antrittsalter und Lebenserwartung bedeute nur weitere Pensionskürzungen und führe zu Unsicherheit und Ungerechtigkeiten. Mit dem "Gespenst der Pensionskürzungen" müsse Schluss sein, sonst drohe Altersarmut. Kaske beharrte auch darauf, dass die zweite und dritte Säule nur Ergänzung zum staatlichen System sein und dieses nicht ersetzen könnten. Auch am gesetzlichen Pensionsalter will der AK-Präsident festhalten, 65 sei ein "guter Referenzwert". Und eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters lehnte er ebenfalls neuerlich ab.

Als zentrale Aufgabe sieht Kaske jetzt die Ankurbelung der Wirtschaft. Man müsse in Wirtschaftswachstum, Bildung und in den Arbeitsmarkt investieren. Konkret wünscht sich der AK-Präsident eine Ausweitung des beschlossenen Bonus-Malus für älter Arbeitnehmer. Die Erhöhung der Auflösungsabgabe auf 236 Euro könne nur ein erster Schritt sein. Für Betriebe die Schwerarbeiter beschäftigen solle es einen Schwerarbeitsbeitrag geben. Den Kündigungsschutz will Kaske ausweiten, im Krankenstand solle es ein Kündigungsverbot geben. Den Beitragssatz von Gewerbetreibenden und Bauern will der AK-Präsident an das ASVG-Niveau anheben.

Um ältere Arbeitnehmer länger im Betrieb zu halten, fordert Kaske weitere Anstrengungen zur Schaffung altersgerechter Arbeitsplätze. Zudem erwartet er sich eine Weiterentwicklung des Grundsatzes Rehabilitation vor Pension. Dazu wäre eine bessere Abstimmung zwischen Kranken- und Pensionsversicherung sowie AMS nötig. Und die Reha sollte früher beginnen, wie das etwa auch in Deutschland gehandhabt werde.

Schritte in diese Richtung erwartet sich Kaske vom Pensionsgipfel am 29. Februar. Dann müsse aber Schluss mit der Diskussion für diese Legislaturperiode sein. An die ÖVP richtete der AK-Präsident die Aufforderung, sich nicht jetzt über die Präsidentschaftswahl drüber zu schwindeln und danach wieder "die Keule" auszupacken.

Bestärkt fühlt sich Kaske in seinen Forderungen durch eine im Rahmen der Pressekonferenz präsentierte Studie. Ein Vergleich des deutschen mit dem österreichischen System des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen deutschen Hans-Böckler-Stiftung habe ergeben, dass eine Verlagerung hin zu mehr privater und betrieblicher Vorsorge nicht zielführend sei, wie Florian Blank vom WSI und der Leiter der sozialpolitischen Abteilung in der AK, Josef Wöss, erläuterten.

Wirtschaft und Industrie wiesen die Forderungen der Arbeiterkammer in Sachen Pensionen am Freitag zurück. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer bezeichnete es als bedauerlich, dass sich die AK gegen jegliche Maßnahmen in diesem Bereich wehre. "Die AK muss aufhören Panikmache zu betreiben, um jegliche Reformdiskussion im Keim zu ersticken", sagte Neumayer in einer Aussendung.

Niemandem solle etwas weggenommen werden, doch ohne strukturelle Maßnahmen zur Steigerung des faktischen Pensionsalters "wird es nicht gehen", meinte Neumayer. Der Pensionsgipfel am 29. Februar müsse auch das Pensionssystem zum Thema haben, einen Arbeitsmarktgipfel habe es bereits im Oktober 2015 gegeben, lehnte der IV-Generalsekretär die AK-Forderung nach wirtschaftlichen Impulsen ab.

Der Generalsekretär des ÖVP-Wirtschaftsbundes, Peter Haubner, richtete AK-Präsident Rudolf Kaske aus, dass das Arbeitsmarktproblem "sicher nicht durch rote Belastungsideen wie Überstunden-Strafeuro oder Arbeitszeitverkürzung" zu lösen sei. "Das hemmt das Wirtschaftswachstum und gefährdet bestehende Arbeitsplätze."