"Wir haben im Durchrechnungszeitraum gesehen, dass die Anästhesie bis Jahresende keine gesetzeskonformen Dienstpläne mehr zusammenbringt. Jetzt müssen sich alle sehr kurzfristig umstellen. Das bringt natürlich große Unruhe", hatte zuvor die ärztliche Direktorin Alexandra Kofler gegenüber dem ORF betont. Zwei Operationssäle seien derzeit geschlossen, in zwei weiteren könnten keine Vollnarkosen durchgeführt werden. Betroffen seien länger planbare Operationen, Notfälle und Akut-Patienten würden weiter so rasch wie möglich operiert, hieß es.

Neben den Auswirkungen des Ärztearbeitszeitgesetzes habe sich die Situation dadurch verschärft, dass zahlreiche Anästhesisten die Klinik verlassen hätten und sich kaum Mediziner für die offenen Stellen bewerben würden. Laut Kofler ist der Andrang bei ausgeschriebenen Stellen "nicht sehr groß". Zwar schreibe man diese auch in Deutschland aus, aber Fachärzte bekomme man kaum. Dafür machte die ärztliche Direktorin unter anderem die neue Ärzteausbildungsordnung verantwortlich: "Das macht natürlich auch Unsicherheit bei Jungärzten, die schauen, wo sie eine Stelle kriegen und wie es dort läuft".

Eine andere Art der Operationsplanung soll bereits im kommenden Jahr Abhilfe schaffen. Weil die "Ressource Anästhesie" eine reduzierte sei, sollen chirurgische Fächer zusammen mit der Anästhesie OP-Pläne machen und nicht mehr isoliert voneinander, so Kofler.

Natürlich gebe es Abstriche, diese seien aber "nicht so dramatisch", meinte Werner-Mathienz im Gespräch mit der APA. Beispielsweise seien von den insgesamt 45 OPs vergangene Woche sechs auf Lokalanästhesie reduziert worden. "In allen anderen lief Vollbetrieb"

Zudem seien Anästhesieplätze in der Peripherie, also etwa in der Zahnklinik oder für die Magnet-Resonanz-Tomographie-Untersuchungen, versorgt worden. Insgesamt gebe es an der Anästhesie in Innsbruck 140 Vollzeitäquivalente, aufgeteilt auf rund 160 Köpfe, erklärte der OP-Manager. Täglich müssten damit etwa 75 Arbeitsplätze in den Operationssälen bzw. in den peripheren Bereichen besetzt werden.

Alle zentralen Operationsbereiche seien jedenfalls versorgt, lediglich auf den "Nebenschauplätzen" gebe es Einschränkungen, betonte der OP-Manager: "Die Notfallversorgung ist niemals gefährdet. Es musste keine dringende OP verschoben werden".

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) erwarter sich "von der Klinik-Führung, die Dienstpläne so zu gestalten, dass es in der Gesundheitsversorgung zu keinem Defizit kommt". Es müssten alle Maßnahmen unternommen werden, um "planerisch" einzugreifen. Es dürfe nicht sein, dass Operationen verschoben oder gar Notoperationen nicht durchgeführt werden, erklärte der Landeshauptmann.

"Es wird viel Geld zu Verfügung gestellt", sah Platter die entsprechenden Voraussetzungen seitens der Landespolitik als geschaffen an. Der Landeschef verwies auf die Anfang Oktober ausverhandelte Verlängerung der Übergangslösung bei den Ärztegehältern für das Jahr 2016. Wie bereits 2015 sollen auch im nächsten Jahr 11,2 Millionen Euro den "tirol kliniken" und 3,7 Millionen Euro den Bezirkskrankenhäuser für Gehaltsnachbesserungen zur Verfügung gestellt werden. Diese Verlängerung der Übergangslösung sei auch der ausdrückliche Wunsch der Verhandler aufseiten der Mediziner gewesen.

Im Rahmen der Gesamtverhandlungen habe das Land zudem die Finanzierung von 100 zusätzlichen Ärzten zugesagt. Nun müsse die Klinik-Führung eben die entsprechenden "Bewerbungen führen" und "aktiv sein", verlangte Platter.