Sonderlich überraschend kommt der Schritt nicht: Das Aus in Sachen Neuverschuldung war im Stabilitätspakt 2012 vorgesehen. Dass dieses ein eher unerreichbares Ziel sein wird, wurde im Rathaus bereits im Sommer vermutet. Konsequenzen muss Wien nicht befürchten. Zudem hofft man auf die Gespräche zum sogenannten strukturellen Defizit. Ein solches wird künftig bei verhaltener Konjunktur erlaubt sein, wie Brauner erläuterte. Wie hoch es ausfallen darf, sei derzeit Gegenstand innerösterreichischer Verhandlungen.

Schon am Tisch liegen die Wiener Budgetzahlen: Prognostiziert werden für 2016 Gesamtausgaben in der Höhe von 13,103 Mrd. Euro, die Einnahmen werden mit 12,590 Mrd. Euro beziffert. Dank der klaffenden Lücke klettert der Schuldenstand auf nun insgesamt 5,464 Mrd. Euro.

Wobei das Maastricht-Minus unterschiedlich ausgewiesen wird - nämlich vorerst nicht zur Gänze, wie Brauner betonte. Die insgesamt hier ausgewiesenen 518 Mio. Euro dürfen nicht sofort investiert werden: "Das Defizit, das sich ergeben würde, ist zu groß, darum sperren wir einen Teil davon." 172 Mio. Euro werden als Sicherheitspolster quasi in Evidenz gehalten. Ausgegeben werden dürfen sie erst, falls sich die Einnahmensituation verbessert, wie die Hüterin der Stadt-Finanzen erläuterte.

Das Maastricht-Defizit nach Kreditbindungen beträgt damit weniger, also konkret 346 Mio. Euro. Ob der gewünschte Pfad der Konsolidierung dann ab 2017 beschritten wird, ist offen - und hängt ebenfalls von der konjunkturellen Entwicklung ab, wie im Gespräch betont wurde. Um die, wie es heißt, Planungssicherheit zu erleichtern, wird es ab übernächstem Jahr jedenfalls einen mehrjährigen Finanzrahmen geben, der als Basis für zukünftige Voranschläge dient.

Brauner begründete die erwartete Neuverschuldung am Mittwoch mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise - und hier vor allem mit den negativen Folgen für den Arbeitsmarkt. Wien wolle mit Investitionen hier gegensteuern. Gleichzeitig wird 2016 erstmals ein tatsächlicher Rückgang an den vom Bund überwiesenen Ertragsanteilen erwartet. Sie werden um rund 50 Mio. Euro unter dem Wert von 2015 liegen.

Um diese Anteile geht es auch in den Verhandlungen zum nächsten Finanzausgleich. Hier hofft Wien, dass seine Rolle als Metropole mehr gewürdigt wird als bisher, wie die Ressortchefin erklärte. Denn man erfülle auch wichtige Aufgaben für das Umland: "Man denke nur an die 250.000 Pendler, die täglich nach Wien kommen und hier arbeiten." Diesen würden gewisse öffentlich finanzierte Leistungen, wie etwa die günstige Öffi-Jahreskarte, ebenfalls zustehen. Ähnlich bedeutend sei die Rolle Wiens auch im Gesundheitsbereich oder bei den Universitäten.

Neue Kredite werden übrigens nicht mehr in Schweizer Franken aufgenommen. Bestehende Darlehen in der Währung der Eidgenossen gibt es jedoch nach wie vor. Laut Brauner wird derzeit ein Szenario für den Ausstieg aus diesen erarbeitet, auch wenn es dazu keine - wie zuletzt kolportiert - Nebenabsprachen zum rot-grünen Koalitionspakt gibt, wie sie beteuerte. Und die Idee ist keineswegs neu, wie es heißt: Es habe bereits eine Strategie gegeben. Diese sei jedoch durch die Franken-Freigabe der Schweizer Nationalbank Makulatur geworden, beklagte sie.