Am Freitagabend versammelte sich die Wiener SPÖ vor der Parteizentrale in der Löwelstraße, um den offiziellen Wahlkampfabschluss zu begehen. Bürgermeister Häupl schoss sich dabei erneut hauptsächlich auf die FPÖ und ihren Spitzenkandidaten Heinz-Christian Strache ein - und wurde dafür von der Basis mit viel Applaus bedacht.

Gut besucht

Schon kurz vor Beginn der Veranstaltung war das Zelt bis auf den letzten Platz gefüllt, ein Gutteil der Genossen musste den Abschluss daher draußen per Livestream verfolgen. Das tat der von Austropophits unterstützten Stimmung in und vor dem Zelt jedoch keinen Abbruch. Häupl erinnerte gleich zu Beginn daran, dass es sich zwar um den formellen Abschluss handle, dass der Wahlkampf, der ihm so viel Spaß gemacht habe wie noch keiner zuvor, aber noch nicht zu Ende sei: "Auf jede einzelne Stimme kommt es an", betonte er.

Am Flüchtlingsthema, dem laut Häupl diskussionsbestimmenden dieser Wahl, konnte der Bürgermeister auch heute nicht vorbei. Und gleich zu Beginn erntete Konkurrent Strache harsche Kritik, denn das Asylthema sei jenes, das FPÖ und SPÖ am treffsichersten unterscheide. Im Gegensatz zu Strache sei man nämlich sehr wohl der Meinung, dass Krieg ein Asylgrund sei: "So viel Herz- und Seelenlosigkeit, so eine Charakterlosigkeit muss man erst einmal haben", meinte er in Richtung freiheitliche Spitze.

Verständnis für Ängste der Flüchtlinge

Man habe eine Verantwortung, der man auch weiterhin nachkommen werde: "Nein, ich schicke diese Kinder nicht zurück. Wir werden das schaffen", meinte Häupl, der unter anderem von seinem Besuch in einer Flüchtlingsunterkunft berichtete. Bei allem "tiefen Verständnis" für die Ängste und Sorgen der Menschen müsse man am 11. Oktober eine Entscheidung zwischen Hass und Ausgrenzung und Anstand und Humanität treffen.

Dabei wollte Häupl sichtlich auch mit der These aufräumen, er als Person sei der Grund, dass eine rot-blaue Koalition nicht erwogen werde: "Nehmt's bitte ein für alle Mal zur Kenntnis: Es hängt nicht am Michi Häupl alleine. Die Wiener Sozialdemokraten wollen mit einer Truppe, wie sie die Wiener Freiheitlichen darstellen, keine Regierungszusammenarbeit", betonte er und erntete dafür viel Applaus.

Auch in anderen Themenbereichen ließ Häupl kein gutes Haar an der FPÖ und adressierte dabei beispielsweise die Gemeindebaubewohner: "Man muss schon allen sagen, die böse auf uns sind, weil das Gras nicht rechtzeitig gemäht oder eine Glühbirne nicht gleich getauscht wurde, und die deshalb FPÖ wählen: Wenn die wirklich dran kommen, dann verkauft er ihnen die Gemeindewohnung unterm Hintern weg, so schnell können sie gar nicht schauen."

Wien dieses "Experiment" ersparen

Harsche Kritik gab es auch an der Wirtschafts-, Sozial- oder Kulturpolitik der Freiheitlichen. Er könne weder etwas Soziales noch etwas Heimatliches bei dieser Fraktion erkennen, konstatierte Häupl. Immerhin habe der "selbst ernannte Armutsbekämpfer" mit seiner Fraktion unter anderem gegen die bedarfsorientierte Mindestsicherung gestimmt. "Ersparen wir den Wienern dieses Experiment", bat der Bürgermeister - auch wenn Strache von der Hoffnung auf den ersten freiheitlichen Bürgermeister seit 70 Jahren gesprochen hatte. "Da ist auch wieder etwas rausgekommen, was man eigentlich verbergen wollte. Sigmund Freud, schau owa!", so Häupl.

Denn am Sonntag solle man sich lieber für die Zukunft der Stadt als für die Vergangenheit entscheiden: "Nehmt möglichst viele eurer Verwandten und Freunde und sagt ihnen: Schenkt eurer Stadt zehn Minuten Zeit", beschwor er die Genossen.

Die politische Konkurrenz kam auch bei Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler nicht gut weg: "Der Begrüßungsapplaus war schon länger als die Schlussveranstaltung bei der ÖVP gestern", scherzte er. "Und wir sind viel mehr Menschen als bei der FPÖ am Stephansplatz - und auch viel sympathischer", meinte er bevor er die Genossen aufforderte, noch zwei Tage lang zu laufen.

Faymann lobt Wien

Bundeskanzler Werner Faymann hatte zuvor bereits Wien als lebenswerte Stadt für alle Menschen, auch jene mit niedrigen Einkommen, gelobt. "Das ist etwas Besonderes und das setzt man nicht aufs Spiel", betonte er. Häupl habe als "erfahrener Kapitän" auch durch wirtschaftlich schwierige Zeiten gesteuert und das verteidigt, was andere über Bord geworfen und verkauft hätten. "Michael Häupl ist jemand, der Haltung bewiesen hat, auf den kann man zählen, auf den kann man sich verlassen. Bei Strache kann man sich nur drauf verlassen, dass er nach Ibiza fährt und die Leute aufhusst", meinte der Kanzler.

Auch in der Flüchtlingsfrage habe der Bürgermeister Haltung gezeigt, aber nicht nur er: "Wien hat Haltung bewiesen, Wien hat geholfen wie keine andere Stadt", lobte Faymann. Man sei zum "solidarischen Gesicht Europas" geworden. "Du hast bewiesen, dass dein eigener Ausspruch, Wahlkampf sei eine Zeit der fokussierten Unintelligenz, nicht stimmt. Du hast bewiesen, dass sich Charakter und Haltung auszahlen. Wien braucht einen Bürgermeister Michael Häupl", so Faymann. Gestreute Rosen kamen auch vom Bürgermeister von Ljubljana, Zoran Jankovic, der sich überzeugt zeigte: "Für mich ist Michael Häupl der allerbeste Bürgermeister Europas."