"Es ist zwei vor zwölf", gab sich Rasinger vor Journalisten alarmiert und argumentierte u.a. mit der rückläufigen Anzahl der Kassenärzte. Gab es 2000 noch 834 Hausärzte mit Krankenkassenvertrag, waren es 2014 nur noch 770. Die Zahl der Fachärzte mit Kassenvertrag sei im gleichen Zeitraum von 966 auf 903 gesunken. "Dabei ist Wien bevölkerungsmäßig um Graz gewachsen."

Dazu komme: Menschen würden immer älter und müssten öfter zum Arzt. Der medizinische Fortschritt bringe auch mehr Behandlungsaufwand mit sich, sagte Rasinger. Mit dem Konzept der Primärversorgungszentren werde der Hausarzt zusätzlich ausgehungert.

Juraczka und Rasinger plädierten für ein "Wiener Hausarztmodell". Dieses solle die Mediziner von "Chefarztbürokratie" befreien und die Gehälter - wie etwa in Deutschland - per Gesetz angleichen. Denn derzeit verdiene ein Hausarzt im Vergleich zu einem Fachkollegen um 40 bis 50 Prozent weniger. Bei der Ausbildung müsse ebenfalls nachjustiert werden. "Derzeit ist der Hausarzt das fünfte Rad am Wagen", analysierte Rasinger. Ihm zufolge könnte die Stadt diese Änderungen allein - also ohne den Bund - durchführen.