So ehrenwert es von ORF und Puls 4 war, alle Spitzenkandidaten im Sinn der Objektivität zur Elefantenrunde vor die Kamera zu holen: Ein klassisches Duell zwischen Amtsinhaber Michael Häupl und dem blauen Herausforderer Heinz-Christian Strache hätte für einen spannenderen Abend gesorgt als die bisweilen zerfahrene Diskussion, die viele zum Zappen veranlasst haben dürfte.

Die Angst der drei Kleinparteien, angesichts des vorhergesagten Duells unter die Räder zu gelangen, war nicht unbegründet. Rhetorisch und inhaltlich dominierten die beiden politischen Vollprofis Häupl und Strache über weite Strecken die eineinhalbstündige TV-Diskussion. Der FPÖ-Chef agierte ungleich frischer als der Wiener Bürgermeister, der ermattet wirkte. Nur phasenweise kam Häupl auf Touren. Am ehesten konnte Grünen-Chef Maria Vassilakou den beiden Paroli bieten. ÖVP-Chef Manfred Juraczka und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger gingen völlig unter.

Die von OGM-Chef Wolfgang Bachmayer präsentierte Schnellumfrage sah zur Halbzeit denn auch Strache vorn - knapp vor Häupl, nach Ende der Debatte konnte der SPÖ-Chef den Freiheitlichen auf Platz zwei verweisen. Abgeschlagen Grüne-Chefin Vassilakou, unter "ferner liefen" die Chefs von ÖVP und Neos.

Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache © APA

Politik-Experte Thomas Hofer zeigt sich in einer ersten Reaktion im Gespräch mit der Kleinen Zeitung sehr überrascht über den Verlauf der Diskussion: "Es gab nur ein Motto: alle gegen Strache. Das ist genau die Situation, die sich der FPÖ-Chef gewünscht hat. Die Diskussion lief auf einer schiefen Ebene. Das ist ein Lehrbeispiel, wie man es nicht macht. Man hat mit der Debatte Strache in die Hände gespielt." OGM-Chef Bachmayer streicht den Duell-Charakter hervor: "Was alle prognostiziert haben, ist eingetreten: Zwei Personen haben die Debatte beherrscht. Es ist zum Duell geworden." Hofer verweist darauf, dass Neos-Chefin Meinl-Reisinger "kaum in die Gänge kam". ÖVP-Chef Juraczka habe es zumindest probiert", Vassilakou habe ihre Zielgruppe besser angesprochen. Nur sehr langsam kam Häupl in Fahrt, Strache war von Anbeginn an angriffslustig, so Hofer.

Strategisch hat freilich jeder der Spitzenkandidaten seine Rolle richtig angelegt: Es ging nicht darum, den politischen Gegner zu überzeugen, sondern die eigene Klientel sowie Nichtwähler.

Sehr unterschiedlich die Moderatoren: Während Puls-4-Chefredakteurin Corinna Milborn unparteiisch war, ließ Paul Tesarek, Chefredakteur von ORF-Wien, an Unabhängigkeit zu wünschen übrig.