Österreich trage im Vergleich zu anderen Ländern eine "lächerlich kleine Summe" zur Unterstützung der Flüchtlingslager in Krisengebieten bei, meinte Lugar. Noch dazu habe Österreich die Höhe der Mittel stark gesenkt. Tatsächlich reduzierte Österreich laut UNHCR-Homepage die Beiträge von 2013 auf 2014 um knapp die Hälfte: Lagen die Mittel 2012 bei knapp 2,6 Mio. US-Dollar, erhöhte Österreich 2013 dann auf rund fünf Mio. und kürzte vergangenes Jahr wieder auf etwa 2,8 Mio. US-Dollar.

Alle Flüchtlingslager, von denen die Flüchtlingsströme Richtung Europa ausgehen, seien "schwer unterkapitalisiert", betonte Lugar. Der aktuelle Flüchtlingsstrom nach Europa begründe sich durch den Unwillen Österreichs und anderer Staaten, die Flüchtlingslager vor Ort ausreichend zu finanzieren. Denn viele der Flüchtlinge würden sich ja nur deshalb auf den gefährlichen Weg nach Europa machen, weil sie in den meisten der bestehenden Schutzzonen nahe ihrer Heimat keine ausreichende Versorgung mehr haben, behauptete Lugar.

Diese Argumentation ist freilich nur teilweise richtig: Die meisten Syrien-Flüchtlinge in Jordanien und im Libanon lebten nicht in Lagern, zumal der Libanon solche gar nicht zulasse, erklärte eine UNHCR-Sprecherin auf APA-Anfrage. Teilweise kämen schon Flüchtlinge aufgrund fehlender Perspektiven aus den Nachbarländern, aber viele auch direkt aus Syrien nach Europa. Allerdings, beklagt man auch beim UNHCR, sei die ganze Nothilfe vor Ort unterfinanziert. Dazu gehört beispielsweise Lebensmittelunterstützung und medizinische Versorgung durch das UN-Flüchtlingshochkommissariat und andere Organisationen auch abseits von Flüchtlingslagern. Die gesamte Nothilfe für Syrien sei aktuell nur zu 37 Prozent finanziert, betonte die Sprecherin.

Lugar glaubt, durch eine volle Unterstützung des UNHCR könnte das "Flüchtlingsproblem" für Europa "schnell und in der Relation zu den Beherbergungskosten und der Belastung für die Bevölkerung kostengünstig gelöst werden". Lösungen sollten nun rasch bei einem "Völkerwanderungsgipfel" am Wiener UNHCR-Sitz gesucht werden, forderte er.