Dietrich war für die APA nicht erreichbar. Dem Vernehmen nach war sie Montagvormittag für ein Gespräch beim milliardenschweren Parteigründer. Stronach soll keine Freude mit der ruhigen, unauffälligen und damit eher glücklosen Klubchefin haben. Abgeordnete soll Dietrich aber bleiben, und zwar im Team Stronach-Klub, ist aus der Partei zu hören.

Stronachs Wunschkandidat für die Klubführung soll Lugar sein. Der hat zumindest schon Erfahrung, immerhin war er schon einmal Klubobmann des Team Stronach. Außerdem diente Lugar bereits als stellvertretender Parteichef und wurde zwischendurch fast, aber dann doch nicht Generalsekretär - er ist also mit den Launen des Austro-Kanadiers, der bei seinen Österreich-Besuchen gerne die Partei umkrempelt, bestens vertraut.

Lugar war am Montagvormittag auf dem Heimweg aus dem Türkei-Urlaub und verwies gegenüber der APA lediglich auf das abendliche ORF-"Sommergespräch" mit Stronach. Allgemein wird erwartet, dass Stronach die Rochade in diesem Rahmen verkündet. Formal muss die Klubführung freilich gewählt werden. Einen Termin für eine Klubsitzung gibt es derzeit nicht, wie ein Sprecher auf APA-Anfrage mitteilte.

Der Team Stronach-Parlamentsklub ist unterdessen offiziell um zwei Abgeordnete ärmer: Die Parlamentsdirektion gab am Montag in einer Aussendung die neue Mandatsverteilung nach dem Wechsel von Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger in den ÖVP-Klub bekannt. Parteigründer Frank Stronach lud indes für Dienstag zu einer Pressekonferenz unter dem Titel "Präsentation der Zukunftspläne des Team Stronach".

Nachbaur und Ertlschweiger haben laut Parlamentskorrespondenz Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) mitgeteilt, dass sie mit 1. August aus dem Parlamentsklub Team Stronach ausgetreten sind und mit Wirkung vom 2. August dem ÖVP-Klub angehören. Auch ein entsprechendes Schreiben von ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka liege vor. Die neue Mandatsverteilung im Parlament ist damit offiziell: 52 SPÖ, 51 ÖVP, 38 FPÖ, 24 Grüne, neun NEOS, sieben Team Stronach, zwei "wilde Abgeordnete" (ohne Fraktion).

Wie es nun mit dem politischen Projekt des Milliardärs weitergeht, sollte die Öffentlichkeit spätestens am Dienstag erfahren: Der Parlamentsklub lud für den Vormittag zu einer Pressekonferenz mit dem Parteiobmann in die Klubräumlichkeiten hinter dem Parlament.

Das Team Stronach prüft indes Schadenersatzklagen gegen alle vier Mandatare, die in den ÖVP-Klub gewechselt sind. Parteichef Frank Stronach gehe es darum, gegen "Wählerbetrug" vorzugehen, erklärte Anwalt Michael Krüger am Montag gegenüber der APA. Betroffen wären nicht nur Marcus Franz und Georg Vetter, sondern auch die zuletzt übergelaufenen Abgeordneten Rouven Ertlschweiger und Stronachs ehemalige engste Vertraute, Kathrin Nachbaur.

"In unserem Strafgesetzbuch gibt es kein ausdrückliches Verbot der politischen Prostitution", merkte Krüger an. Juristisch sei die Sache schwer fassbar, weshalb man nun zivilrechtliche Ansprüche prüfe. Vor der Nationalratswahl hätten sich die späteren Abgeordneten nämlich mit der Unterschrift des Ehrenkodex an "bestimmte Werte der Partei Team Stronach" gebunden - nun könnte also ein Verstoß gegen eine zivilrechtliche Vereinbarung vorliegen, argumentiert der Rechtsanwalt.

Krüger will Stronach diesbezüglich nun vorschlagen, ein zivilrechtliches Gutachten von einem Universitätsprofessor einzuholen. Die Höhe der Schadenersatzklagen, die im Raum stehen, könnte sich an jenen Beträgen orientieren, die das Team Stronach durch die Abgänge an Klubförderung verliert, erklärte Krüger.

Allein Nachbaur und Ertlschweiger kosten über 300.000 Euro jährliche Klubförderung, Vetter und Franz über 200.000 Euro. Insgesamt geht es um eine Summe von rund 546.000 Euro, die 2016 erstmals gänzlich wirksam wird, für heuer gilt der Verlust aliquot.