Bereits am Donnerstag wurde von der SPÖ der Wiener Bürgermeister Michael Häupl als Einspringer für den ebenfalls wegen inhaltlicher Differenzen um die Zuständigkeiten für die Lehrer ausgeschiedenen burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl präsentiert. "Mit Bürgermeister Michael Häupl und LH Günther Platter konnten wir rasch einen versierten und innovativen Ersatz finden", so Heinisch-Hosek in einer Aussendung.

ÖVP-Obmann Mitterlehner erklärte, dass sich Platter in den vergangenen Jahren "sehr für die Weiterentwicklung des Schulwesens in seinem Bundesland" eingesetzt habe und dem Thema "vorurteilsfrei" gegenüberstehe. Platter selbst betonte in einer Aussendung, das sich Österreich keinen Bildungsstillstand leisten könne und die Verhandlungen fortgesetzt werden müssen. In den nächsten Tagen wolle er sich einen Überblick verschaffen, "wo wir in den Arbeitsgruppen und Unterarbeitsgruppen aktuell stehen und wo sich der Karren konkret festgefahren hat".

Die Arbeitsgruppe besteht nun wieder je zur Hälfte aus SP- und VP-Vertretern und zu gleichen Teilen aus Regierungsmitgliedern und Landeshauptleuten. Auf SPÖ-Seite sind Heinisch-Hosek und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser und Häupl vertreten. Auf ÖVP-Seite gehören der Gruppe Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer, Innenministerin und ÖAAB-Chefin Johanna Mikl-Leitner, der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Platter an.

Inhaltlich geht es für Mitterlehner in der Arbeitsgruppe "weiterhin darum, die Kinder und die Bildungsinhalte in den Mittelpunkt zu stellen und nicht um die Bezeichnung der Türschilder". Auch Heinisch-Hosek betonte, dass Schüler, Lehrer und Eltern im Vordergrund stünden und in den bisherigen Verhandlungen "bereits große Schritte unter anderem in Richtung Schulautonomie" gesetzt wurden.

Ziel sei es, laut der Ministerin, "nach wie vor, dass bis Ende des Jahres die Reform steht". Der angestrebte Termin für die Vorlage der Verhandlungsergebnisse im Ministerrat ist der 17. November. Bis dahin stünden noch "zahlreiche Gespräche und Diskussionen" an.

Der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser, ortet nun bessere Erfolgschancen für die Reform. Mit Platter entsende die ÖVP "einen für Veränderungen offenen Pragmatiker". Mit Häupl schicke die SPÖ "zudem ein politisches Schwergewicht in den Kampf um eine neue Schulverwaltung", so Walser.

Noch vor Platters Nominierung übte NEOS-Chef Matthias Strolz Kritik: Dass sich die "Landesfürsten (Pröll und Niessl, Anm.) ins Schmollwinkerl setzen", weil ihnen der totale Zugriff auf die Schulverwaltung nicht gewährt wird, zeige die Planlosigkeit in der Bildungspolitik auf, so Strolz. Team Stronach-Bildungssprecher Robert Lugar sieht "eine Schulautonomie nicht ohne die Länder durchsetzbar".

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ)zeigte sich nach dem SPÖ-Vorstand neuerlich absolut zuversichtlich, dass die Bildungsreform auch nach dem Absprung der Landeshauptmänner Hans Niessl (SPÖ) und Erwin Pröll (ÖVP) zum Erfolg wird. Wie bei der Steuerreform werde auch hier rechtzeitig ein Ergebnis vorliegen.

Nicht das zentrale Thema sind für ihn "Verwaltungsfragen" wie jene der von Niessl und Pröll bis dato vergeblich propagierten "Verländerung" der derzeitigen Bundeslehrer. Diese Frage könne man am Schluss im Herbst klären.

Zentral seien für die SPÖ andere Fragen. Besonderes Augenmerk verdienten die Kinderbetreuungseinrichtungen schon vor Schuleintritt, Ganztagesschulen, verstärkte Schulautonomie und eine Ressourcenvergabe, die sich auch nach der sozialen Zusammensetzung in den einzelnen Regionen richte.