Am Mittwoch dreht sich im Team Stronach wieder das Personalkarussell. Bei einer Gremiensitzung in Oberwaltersdorf wird Wolfgang Auer als Vizeparteichef abgewählt. Inzwischen wird fleißig Schmutzwäsche gewaschen: Auer habe Finanzrichtlinien nicht eingehalten, erklärte Bundesgeschäftsführer Ronald Bauer gegenüber der APA. "Das stimmt mit hundertprozentiger Sicherheit nicht", konterte wiederum Auer.

Die "Mitgliederversammlung" findet Mittwochnachmittag in Oberwaltersdorf statt, bestätigte Bauer einen Bericht der "Presse". Auf der Tagesordnung steht die "Beschlussfassung über die vorzeitige (sofortige) Enthebung des Obmann-Stellvertreters gemäß § 9 Abs. 3 der Satzung". Bauer ging gegenüber der APA davon aus, dass der Antrag durchgeht und Auer abgesetzt wird. Eine durchaus realistische Einschätzung, denn man darf damit rechnen, dass das rund 20-köpfige Gremium entsprechend mit Vertrauensleuten des Parteichefs besetzt ist. Wer genau dort drin sitzt, wird von der Partei aber geheim gehalten, nur so viel: die Mehrheit der Abgeordneten sei Mitglied.

Drei Monate Karriere

Auer hat sich damit jedenfalls gerade einmal drei Monate als stellvertretender Parteiobmann gehalten. Erst im Februar war der steirische Arzt, der wegen seiner Präparate gegen Übersäuerung den Spitznamen "Basen-Auer" trägt, als Sprachrohr des Austro-Kanadiers und als steirischer Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 31. Mai vorgestellt worden.

Seit einigen Woche tobt allerdings ein Machtkampf an der Parteispitze: Auer hatte dem machtbewussten Stronach zuletzt nahegelegt, sich auf die Rolle des Mäzens zurückzuziehen und außerdem dem Bundesgeschäftsführer via APA vorgeworfen, seine Arbeit nicht zu machen. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Via OTS wurde Auer als Spitzenkandidat abgesägt, außerdem kündigte Bauer die Demontage als Parteivize an.

Letzteres wird nun am Mittwoch vollzogen, da Stronach wieder für einige Zeit im Land ist. Einen logischen Nachfolger für Auer gibt es nicht. Es kann auch sein, dass man am Mittwoch noch keinen neuen Vize bestimmt und den Posten vorerst vakant lässt, hieß es seitens der Parteispitze.

Monokratisch geführte Partei

Ob Auer an der Sitzung teilnehmen wird, weiß er noch nicht. "Ich schaue mit das entspannt und völlig unaufgeregt aus der Distanz an und werde dann entscheiden", sagte er zur APA. An Rücktritt denkt er weiterhin nicht: Die Abläufe im Team Stronach zeigten ja, "dass meine Forderung nach einer Demokratisierung absolut berechtigt ist". Es könne nicht sein, dass eine Partei, die im Parlament und in Landesregierungen vertreten ist, "monokratisch geführt wird", legte Auer nach. "Eine Diktatur hat nichts verloren in Österreich."

Kontakt mit dem Rest der Parteispitze habe er nicht: "Herr Stronach oder Herr Bauer haben es bisher nicht für notwendig erachtet, mit mir direkt zu sprechen, wie Erwachsene sonst miteinander umgehen." Der Bundesgeschäftsführer habe ihm aber das Diensthandy und den Zugang zum Computer gesperrt, wunderte sich Auer.

"Es gibt einen gravierenden Vertrauensbruch zwischen dem Bundesparteiobmann und Herrn Auer" und man habe Maßnahmen gesetzt, "um weiteren Schaden abzuwenden", rechtfertigte Bauer diese Aktion. Es gehe nicht um die Forderung nach mehr Demokratie, sondern Auer habe Finanzrichtlinien nicht eingehalten und sei "seiner parteipolitischen Tätigkeit nicht nachgekommen". Bis dato habe er nicht einmal einen Cent Spesen abgerechnet, konterte Auer, der Vorwurf "stimmt mit hundertprozentiger Sicherheit nicht".

Während Auer im Klub halbwegs gut angeschrieben ist, ist das in dem einen oder anderen Bundesland offensichtlich nicht der Fall: Im - für das Team Stronach über die Maßen chaotischen - Niederösterreich kritisiert Parteichefin Renate Heiser-Fischer, dass Auer einen Weg gegen die Interessen der Landespartei gehen wolle. Auch in Salzburg genießt Auer kein Vertrauen: "Er hat sich nicht einmal gemeldet bei uns", monierte Landesobmann Helmut Naderer gegenüber der APA. Stattdessen sei man zufällig draufgekommen, dass in Auers Auftrag hinterrücks Umfragen über die Beliebtheit und Bekanntheit der Salzburger Stronach-Politiker durchgeführt worden seien.