Innerhalb von zehn Jahren will die Erzdiözese die Struktur von 80 Prozent ihrer insgesamt 656 Pfarren umgestellt haben. Unter Pfarre Neu versteht sich die Zusammenlegung mehrerer derzeit bestehender Pfarren zu einer Einheit. "Das Modell der 50er-Jahre ist an seine Grenzen gekommen", so der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, gegenüber der APA. Man reagiere mit der Diözesanreform nicht nur auf den Rückgang an Priestern, sondern auch auf jenen der Gottesdienstbesucher.

Seit der Ankündigung der Diözesanreform ist der Widerstand in den Gemeinden teilweise unerwartet groß. Dass man im Zuge der Neustrukturierung niemandem etwas wegnehmen will, versucht die Kirchenleitung nun durch die Errichtung der Entwicklungsräume zu beweisen. "Die Menschen aus den unterschiedlichen Pfarren sollen Austausch pflegen", so Prüller. Gemeint sind damit etwa pfarrübergreifende Chöre oder gemeinsame Fronleichnamsprozesse. "Wir bringen die Leute zusammen", laute das Motto.

Insgesamt 150 solcher Entwicklungsräume sollen künftig auf dem Gebiet der Erzdiözese entstehen, wobei man im Wiener Stadtgebiet die ersten Schritte machen will. Aber auch erste "Pfarren Neu" im rechtlich verbindlichen Sinn sollen bereits im Sommer dieses Jahres entstehen. Den Anfang macht Favoriten, einerseits rund um den neuen Wiener Hauptbahnhof, wo im Juni drei bisher bestehende Pfarren zusammengeschlossen werden, andererseits am Wienerberg. Weitere folgen im Westen der Stadt.

Nicht nur eine Pfarrkirche und einen Pfarrer soll es dann in den neuen territorialen Einheiten geben. Auch die Pfarrgemeinderäte werden zu einem Gremium zusammengefasst. Dennoch will man kleinere Strukturen in den Teilgemeinden beibehalten - in Form von Pfarrausschüssen. Letztlich hoffe man durch den Probebetrieb in den Entwicklungsräumen, das Engagement der Katholiken zu verstärken, anstatt diese zu entmutigen, betont Prüller. Das Motto laute: "Jetzt können wir etwas gemeinsam machen."