Die Vorarlberger Gemeindewahlen haben der ÖVP am Sonntag schwere Verluste in den Städten eingebracht. In Dornbirn, Feldkirch und Bludenz ging die absolute Mehrheit verloren, in Bregenz sackte die Volkspartei gegenüber 2010 weiter ab, in Hohenems wurde sie nur mehr Zweite. Dort scheinen die Weichen für eine Übernahme des Bürgermeistersessels durch FPÖ-Landesparteichef Dieter Egger gestellt.

Die Volkspartei erreichte nach eigenen Angaben bei den Gemeindevertretungswahlen 37,41 Prozent der Stimmen (2010: 44,63) und fuhr damit ein Minus von 7,22 Prozentpunkten ein. FPÖ (14,05 Prozent; 2010: 11,3) und Grüne (11,32 Prozent; 2010: 7,32) legten zu, die Verluste der SPÖ (9,83 Prozent; 2010: 10,75) hielten sich in Grenzen. Die NEOS erreichten bei ihrem erstmaligen Antreten - in vier Kommunen - einen Stimmenanteil von landesweit 1,40 Prozent. Sonstige Listen, die zumeist als ÖVP-nahe gelten, verbuchten 25,99 Prozent (2010: 25,72). Die Ergebnisse beruhen auf Berechnungen der ÖVP-Landesgeschäftsstelle, ein amtliches Endergebnis gibt es bei Vorarlberger Kommunalwahlen nicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,56 Prozent (2010: 62,63).

Von den 1.806 vergebenen Mandaten entfielen damit 495 auf die ÖVP (2010: 612), 153 auf die Freiheitlichen (2010: 123), 122 auf die Grünen (2010: 69) und 101 auf die Sozialdemokraten (2010: 115). Die NEOS werden sechs Mandatare stellen, die anderen Listen entsenden 887 Abgeordnete in die Gemeindestuben (2010: 845).

Beträchtliche Verluste

Zwar sind die allermeisten Vorarlberger Städte und größeren Kommunen weiter in schwarzer Hand, dennoch waren die Verluste der ÖVP beträchtlich. In Feldkirch war das Abschneiden der ÖVP mit 48,06 Prozent (minus 19,56 Prozent) desaströs. Da dürfte die Vergewaltigungsaffäre rund um Bürgermeister Wilfried Berchtold - sie endete mit einem Freispruch - spürbar geworden sein. In Bludenz (40,51 Prozent) schrumpfte die ÖVP um 11,38 Prozentpunkte, in Hohenems (31,59 Prozent) um 12,17 Prozentpunkte, in Dornbirn (44,24 Prozent) um 7,58 Prozent, in Bregenz (43,90 Prozent) um 4,86 Prozentpunkte. "Goldene" Ausnahme bildete Lustenau, wo die Volkspartei rund um den beliebten Kurt Fischer um 2,72 Prozentpunkte auf 53,83 Prozent zulegen konnte.

In Sachen Bürgermeistersessel gab es im Hinblick auf die Parteizugehörigkeit nur wenig Änderung. Die Vorarlberger Kommunen bleiben weitestgehend in ÖVP-Hand. Die FPÖ hielt ihre Bürgermeister in Nenzing und Fußach deutlich. In Vandans (Montafon) gewann Langzeitbürgermeister Burkhard Wachter, der 2012 aus der FPÖ ausgetreten ist. Die SPÖ eroberte St. Gallenkirch (Montafon) zurück und hatte am Sonntag zwei Gemeindeoberhäupter (neben Bürs) in ihren Reihen. Die Grünen müssen weitere fünf Jahre ohne einen Bürgermeister aus ihrer Partei auskommen.

Stichwahl am 29. März

Eine Stichwahl (am 29. März) blieb entgegen der Erwartungen den allermeisten ÖVP-Bürgermeistern erspart. Gefährlich wird es insbesondere für Richard Amann (Hohenems) und Mandi Katzenmayer (Bludenz), demgegenüber startet Karl Hehle in Hörbranz aus einer besseren Ausgangsposition. In Bregenz blieb dem seit 1998 amtierenden Markus Linhart eine Stichwahl aufgrund einer Stimme Überhang erspart.

Amann wurde in Hohenems von Egger überholt, ebenso wie die ÖVP (31,59 Prozent) von der FPÖ (42,30 Prozent, plus 19,64 Prozentpunkte). Der FPÖ-Chef zeigte sich "überwältigt". Zum allgemeinen Abschneiden der FPÖ meinte er: "Wir haben durch die Bank größere Zugewinne." ÖVP-Parteichef Markus Wallner betonte, die ÖVP habe "sich gut geschlagen, mit zwei Wermutstropfen - Bludenz und Hohenems". Grünen-Chef Johannes Rauch war "mehr als zufrieden", SPÖ-Landesparteivorsitzender Michael Ritsch sprach von einem "Wahlsonntag, der sich für uns sehen lassen kann".

Zufrieden waren auch die Bundesparteien, die allesamt dem Vorarlberger Urnengang Positives abgewinnen konnten. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos freute sich über ein "sehr respektables" Abschneiden, ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner über ein "respektables" Ergebnis, FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl über ein "beeindruckendes Votum" und Grün-Chefin Eva Glawischnig über einen "großartigen Wahlerfolg".