Betriebe wurden durch Inkrafttreten der Gleichbehandlungsgesetzesnovelle 2011 verpflichtet, Einkommensberichte zu erstellen. Eingeführt wurden sie stufenweise, seit 2014 müssen auch Unternehmen mit 150 Mitarbeitern einen Bericht erstellen. Eine Verpflichtung besteht seither auch für die Gehaltsangabe in Stellenanzeigen. Ziel beider Maßnahmen ist die Lohngerechtigkeit.

Sowohl die Einkommensberichte als auch die Gehaltsangabe in Jobinseraten werden derzeit gemeinsam mit den Sozialpartnern evaluiert. Mitte des Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen, danach sind die Sozialpartner zum Gespräch geladen und schon im Herbst könnten Neuerungen beschlossen werden, so Heinisch-Hosek im Gespräch mit der APA: "Wichtig wird sein, dass man auch Gehaltsbestandteile anschaut, damit man noch klarer sieht wie sich die Gehaltsunterschiede definieren."

Die Ressortchefin drängt auch darauf, dass jeder Arbeitnehmer einen Anspruch auf Einsicht hat - etwa im Intranet -, die Berichte sollen nicht nur dem Betriebsrat übergeben werden. Zudem pocht sie auf Sanktionen, sollte eine Firma gegen das Gesetz verstoßen. "Schon bei der Vergabe der Evaluierung hat es Zustimmung gegeben, das lässt die Hoffnung zu, dass es dann auch bei den Ergebnissen zu gemeinsamen Erkenntnissen kommt, wie man hier nachschärfen muss", zeigte sich Heinisch-Hosek zuversichtlich für die Gespräche mit den Sozialpartnern.

Der EU-Durchschnitt bezüglich der Gehaltsunterschiede zwischen Männer und Frauen beträgt 16,4 Prozent. In Österreich belief sich die Differenz 2006 auf 25,5 Prozent, seither wurde sie stetig zumindest etwas geringer, bis sie zuletzt 2013 bei 23 Prozent lag. Eine ähnlich große Einkommensdifferenz wie Österreich weisen Tschechien (22,1 Prozent) und Deutschland (21,6 Prozent) auf. Ungefähr im EU-Durchschnitt liegen etwa Frankreich, Zypern und die Niederlande. Exakt 16,4 Prozent sind es in Dänemark.

Die größte Lohngerechtigkeit bietet Slowenien, hier beträgt die Lohndifferenz nur 3,2 Prozent. Ebenfalls geringe Unterschiede zwischen Männer- und Frauengehältern gibt es in Malta (5,1 Prozent) und Italien (7,3 Prozent).

Die aktuellen Daten wurden von Eurostat vor wenigen Tagen veröffentlicht, bei manchen davon handelt es sich um vorläufige Zahlen, vom krisengeschüttelten Griechenland wurden außerdem seit 2010 keine Daten mehr eingemeldet. Verglichen wird der Bruttostundenverdienst standardisierter Löhne und Gehälter von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft.

Demnächst präsentiert Heinisch-Hosek auch eine Broschüre zum Pensionskonto: "Frauen müssen Bescheid wissen, wenn sie Teilzeit arbeiten, was sie weniger an Pension erwartet. Das sehe ich als meine Verpflichtung." In Zusammenhang mit diesem Thema will sie im zweiten Halbjahr auch wieder den Wert von Arbeit diskutieren: "Was ist Arbeit wert, warum sind typische Frauenbranchen schlechter entlohnt als typische Männerbranchen?"

Dass neben ihren umfangreichen und zuletzt wieder heiß diskutierten Bildungsagenden wenig Zeit für das Frauenressort bleibe, weist die Ministerin zurück: "Wir sind an ganz vielen Dingen dran. Ich denke nicht, dass die Frauenthemen zu kurz kommen, sie sind nur in der medialen Wahrnehmung zu kurz gekommen. Aber Frauenarbeit wird hier tagtäglich praktiziert", verwies sie auf ihr "wunderbares Team".