Vom Zaum gebrochen hatten die Diskussion SPÖ-Politiker, allen voran die wahlkämpfenden Landeshauptleute Hans Niessl (Burgenland) und Franz Voves (Steiermark), die laut über Strafen für "Integrationsverweigerer" nachdachten. Dafür ernteten sie auch in eigenen Reihen Kritik - nicht nur aus der gewohnt aufmüpfigen SJ, sondern auch aus Wien, wo der SPÖ-Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler die Wortmeldungen der Genossen als "ein bisschen populistisch" betrachtete und ein eindeutiges "#fail" twitterte. In Oberösterreich wiederum ventilierte der dortige SPÖ-Obmann Reinhold Entholzer Sozialdienst für Unwillige, nahm dies aber wenig später als "Überreaktion" wieder zurück.

Gegen strafrechtliche Maßnahmen sprach sich Mitterlehner am Sonntag in der "Kleinen Zeitung" aus: "Ich würde nicht vorschnell Strafen verhängen. Das würde das Klima aufschaukeln." Außerdem halte er Anlassgesetze für problematisch. Brandstetter sah ebenfalls am Sonntag im "Kurier" einen "gerichtlich strafbaren Tatbestand für Nicht-Integration" als "nicht sinnvoll" an - dies sei auch einhellige Experten-Meinung.

ÖVP-Integrationsminister Kurz hatte unterdessen sein Augenmerk auf die Schule gerichtet und mehr Durchgriffsrechte für Lehrer gegenüber Schüler und Eltern gefordert, wenn sich diese integrationsresistent zeigten. Er sprach von gemeinnützigen Diensten an der Schule, zu denen Schüler verpflichtet werden sollten. Auch Sanktionen für Eltern, die etwa hartnäckig Einladungen zu Sprechstunden ignorieren, kann er sich vorstellen. Auf die Frage, ob solche Bestimmungen denn nur für Bürger mit ausländischer Herkunft gelten sollten, meinte Kurz' Sprecher gegenüber der APA, man denke an "alle, die unsere Grundwerte verletzen".

Diesen Vorstoß begrüßte der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD, Paul Kimberger. "Meiner Ansicht nach geht das in die richtige Richtung", sagte er der APA. Er räumte ein, dass solche Fälle eine "absolute Minderheit" seien, doch es gebe tatsächlich "Schüler und Eltern, die die Zusammenarbeit einfach verweigern". Seiner Ansicht nach müssten solche Sanktionen aber natürlich auch für österreichische Eltern gelten, "die sich nicht um die Bildung und Ausbildung ihrer Kinder scheren". Es handle sich um ein "generelles Thema, das nun aufgesetzt auf der Integration" diskutiert werde. Zudem fordert der Lehrergewerkschafter einmal mehr ein gut etabliertes Support-System für die Kollegenschaft. Von der ÖVP-nahen Schülerunion erhielt Kurz ebenfalls Zuspruch.

Anders aus den Grünen Reihen, wo Bildungssprecher Harald Walser sich an eine "pädagogische Steinzeit" erinnert sah. Kurz sei "in einen xenophoben Diskurs" eingestiegen, so Walser, der dies "auf Kosten von Kindern" als "perfide" bezeichnete. Wenig Freude mit der ganzen Debatte haben auch die Volkshilfe - die kritisierte, die Debatte laufe in die "falsche Richtung" - und SOS Mitmensch ("Effekthascherei").