Im Vorfeld hatten Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter Kritik an der Kürzung der Vorbereitungsstunden geübt. Dabei geht es um jene Stunden, die zwischen schriftlicher und mündlicher Matura zur Vorbereitung auf letztere zur Verfügung stehen. Bisher wurden den Lehrern in Nebenfächern pro Klasse in der Regel acht Stunden bezahlt, in Hauptfächern zwölf oder 16. Künftig sind es nur mehr vier, außerdem werden alle Kandidaten eines Prüfungsfachs klassenübergreifend in einer Gruppe zusammengefasst.

Die Kürzung der eigentlichen Vorbereitungsstunden bleibt nun zwar aufrecht: Dafür wird die Zeit zwischen Notenkonferenz der Maturaklasse und der schriftlichen Reifeprüfung umorganisiert, so die Ministerin im Zuge der Sitzung der Bundes-Reifeprüfungskommission. In diesen etwa zehn Tagen findet derzeit normaler Unterricht statt, der aber keinen Einfluss mehr auf die Noten hat. Die Lehrer werden dafür noch innerhalb ihrer Lehrverpflichtung entlohnt.

Künftig können die Schüler in dieser Zeit statt des stundenplanmäßigen Unterrichts entweder in der eigenen Klasse und auch in den Parallelklassen jene Fächer und Wahlpflichtfächer besuchen, in denen sie schriftlich oder mündlich maturieren werden. Für Heinisch-Hosek ist das eine "praktikable Lösung im Sinne der Schülerinnen und Schüler", hieß es in einer Aussendung. Damit hätten sie mehr Betreuungszeit und könnten sich bestmöglich vorbereiten.

Bundesschulsprecher Lukas Faymann sah den Vorschlag gegenüber der APA gemischt: Dabei handle es sich zwar um eine "gangbare Soforthilfemaßnahme , aber keine langfristige Lösung". Die Forderung der Schüler nach einer Aufstockung der regulären Vorbereitungsstunden bleibe aufrecht. Diese Lösung könne nur für dieses Schuljahr gelten, nachher müsse sie evaluiert werden.

Auch für die schriftliche Zentralmatura gab es Klarstellungen: Die vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) gelieferten Aufgaben müssen von den Lehrern nicht vorab kontrolliert werden. Die Materialien würden an eine dazu berechtigte Person an der Schule zugestellt, die´nur den Erhalt bestätige und die Anzahl der gelieferten Kuverts pro Fach mit der Zahl der Maturanten vergleiche. Das Zählen einzelner Blätter sei "natürlich nicht notwendig", so die Ministerin.

Die Bundes-Reifeprüfungskommission soll die zentralen Elemente der Matura begleitend evaluieren sowie Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) bezüglich der Abwicklung der Prüfung strategisch beraten. Das 13-köpfige Gremium besteht neben Heinisch-Hosek noch aus zwei Landesschulratspräsidenten, Fachdidaktikern, Vertretern von Bildungs- und Wissenschaftsministerium bzw. Universitätenkonferenz sowie Personal-, Schüler- und Elternvertretern.

Die neue Matura ist ab dem Haupttermin im Mai 2015 an den AHS verpflichtend. Die berufsbildenden höheren Schulen (BHS) folgen erst ein Jahr später, sie können aber im Rahmen von Schulversuchen einzelne Teile der neuen Reifeprüfung, die etwas anders als an den AHS konzipiert ist, erproben.

Der Kompromiss zu den Vorbereitungsstunden bei der neuen mündlichen Matura ist für den Vorsitzenden der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, die "für heuer einzig machbare und realistische Lösung, die auch im Sinn der Schüler ist". Ob sie auch langfristig sinnvoll sei, könne er jetzt noch nicht sagen: "Man muss sowieso die ganze Matura evaluieren", so Quin zur APA.

Von den Oppositionsparteien kamen kritische Töne. NEO-Bildungssprecher sieht in dem Kompromiss "keine langfristige Lösung in Sicht". Sein Grünen-Pendant Harald Walser forderte von Heinisch-Hosek, das "Chaos" um die Zentralmatura möglichst schnell in Ordnung zu bringen, sonst sei sie rücktrittsreif.