Im Zusammenhang mit der Entführung und Ermordung von zwei Direktoren der kasachischen Nurbank ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien seit geraumer Zeit gegen den ehemaligen kasachischen Botschafter in Wien. Seit vergangenem Juni befindet sich Aliyev wegen Doppelmord-Verdachts in U-Haft.

Ab 16. Jänner 2012 waren in dem Ermittlungsverfahren an drei aufeinanderfolgenden Tagen zwei aus Kasachstan angereiste Zeugen unter Wahrheitspflicht von der Justiz vernommen worden. Bei den beiden handelte es sich um einen weiteren Direktor der Nurbank, der 2007 ebenfalls von Entführern verschleppt worden war, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, sowie einen Manager der betroffenen Bank.

Einem der APA - Austria Presse Agentur vorliegenden, mit 15. Jänner 2012 datierten Aktenvermerk der Kanzlei Lansky, Ganzger + Partner zufolge dürften die beiden Zeugen am Wochenende vor ihrer Zeugenbefragung von Vertretern von Lansky, Ganzger + Partner darauf vorbereitet worden sein. Die Unterredung, an der laut Aktenvermerk "GL" (offenbar: Gabriel Lansky) und "AZ"(offenbar: Anna Zeitlinger, in der Kanzlei primär für osteuropäische Agenden zuständig) teilnahmen, ist auf 14 Seiten dokumentiert. Darin werden mögliche Fragestellungen erörtert und besprochen. Zu einzelnen Antworten findet sich der Vermerk "Vorschlag von AZ hierzu" oder "Antwort von AZ".

Lansky verwies gegenüber der APA darauf, dass er diese Männer anwaltlich vertrete. Es handle sich dabei um Opfer Aliyevs, die seit Jahren neben den Witwen der umgebrachten Banker betreue. "Wenn diese als Zeugen geladen werden, ist es völlig normal, dass ich mit meinen Mandanten vorher drüber rede", betonte der Anwalt.

Aliyevs Verteidiger Manfred Ainedter zeigte sich demgegenüber empört über das Vorgehen der Kanzlei Lansky. Die Aktenvermerke würden belegen, "mit welch unlauteren Mitteln hier versucht wird, ein Strafverfahren auf noch nie da gewesene Weise zu beeinflussen", so Ainedter.

Er werde "mit aller Schärfe" gegen Behauptungen vorgehen, er fälsche Beweismittel, hielt Lansky dem entgegen. Im Übrigen machte er darauf aufmerksam, dass es sich bei den an die Öffentlichkeit gespielten Aktenvermerken aus seiner Kanzlei um "rechtswidrig erlangte Unterlagen" handle. Ein Kriminalist, den er einige Zeit als Mitarbeiter beschäftigt habe, versorge nach erfolgter Auflösung des Beschäftigungsverhältnisses damit nun Aliyevs Rechtsvertreter: "Es ist so, dass er unsere Unterlagen und Akten, die dann noch mit Fälschungen anreichert werden, offensichtlich an die Gegenseite übergibt." Gegen den Mann sei bereits eine Millionenklage anhängig, sagte Lansky.

"Grundsätzlich dokumentieren all diese Unterlagen in Summe nichts anderes als die korrekte und ordentliche Arbeit eines Opferanwalts", bemerkte der Anwalt zusammenfassend. Das Wiener Oberlandesgericht (OLG) habe entgegen der Darstellung von Aliyevs Rechtsvertretern festgestellt, dass es kein Tatsachensubstrat gebe, um den Verein "Tagdyr" in die Nähe des kasachischen Geheimdiensts zu rücken. In diese Richtung liege für das OLG "gerade kein dringender Tatverdacht vor", so Lansky abschließend.