Seit vielen Jahren besteht laut Küng unter den verschiedenen Sozialeinrichtungen des Landes Niederösterreich eine gewisse Aufteilung der Agenden. Die Flüchtlingsbetreuung falle vor allem in den Bereich der evangelischen Diakonie, die Caritas habe sich stärker der behinderten Menschen angenommen. Auch die Diözese werde aber nun aufgrund der aktuellen Situation aktiv: "In diesem Sinn haben wir vor kurzem erneut alle Pfarren aufgefordert, Unterbringungsmöglichkeiten zu sichten und anzubieten. Es steht bereits eine ganze Reihe von konkreten Angeboten, das heißt wir sind dabei."

Küng, der in der Bischofskonferenz für Ehe und Familie zuständig ist (aber von der Bischofskonferenz nicht als Vertreter für die Familiensynode 2015 nominiert wurde), erläuterte in seiner Rückschau des zu Ende gehenden Kirchenjahres auch einige Herausforderungen, vor denen viele Familien heute stehen: "Aufgrund verschiedener Faktoren schieben derzeit viele junge Paare die kirchliche Trauung hinaus. Wir ermutigen sie zu einer gründlichen Ehevorbereitung und Eheschließung." Ein anderes Problem sei die zu geringe Kinderzahl. Auch diesbezüglich versuche die Kirche Mut zu machen.

Es sei "bedrängend" zu beobachten, wie das medizinisch Machbare zu einer Denkweise verführe, die die Würde des Menschen immer weniger beachte. Durch die Zulassung von Samenspenden für In-vitro-Fertilisation, die Eizellspende und die Präimplantationsdiagnostik würden im Namen einer Fortschrittlichkeitsgläubigkeit eine ganze Reihe von Problemen und Leiden vor allem für die als Spenderinnen oft unter Druck stehenden Frauen geschaffen. Kinder würden mehr und mehr zu einem Produkt der Fortpflanzungsindustrie. "Arme Kinder, die nicht wissen, wer ihr Vater oder ihre Mutter ist! Arme Gesellschaft, die zu vergessen scheint, dass die Familie auf der Grundlage der Ehe zwischen Mann und Frau die Keimzelle ist, in der Liebe und Verantwortung am besten gedeihen", sagte der Bischof.

Küng feierte im vergangenen Kirchenjahr sein 25-jähriges Bischofsjubiläum. Zudem freute er sich im Rückblick über drei Priesterweihen im Dom am 29. Juni sowie drei weitere bei Ordensgemeinschaften. Weltkirchlich stand für ihn die außerordentliche Bischofssynode in Rom im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Schlussbericht dieser Synode lasse mit Spannung die Ergebnisse der ordentlichen Bischofssynode im Herbst des kommenden Jahres erwarten, meinte Küng.

In der Diözese St. Pölten beginnt am ersten Adventsonntag ein Bibelprojekt mit dem Namen "Bibel.bewegt". "Es freut mich, dass viele signalisiert haben, gerne mitzumachen", ortete Küng eine "richtige Aufbruchsstimmung". In den letzten Jahren habe der Trend zur Kommerzialisierung des Advent stark zugenommen. Viele Menschen empfänden aber trotzdem große Sehnsucht nach einer frohen Weihnacht. Man sehe das u.a. an den in vielen Pfarren hervorragend besuchten Rorate-Messen, so der Bischof, der sich für diesen Advent ganz besonders "Frieden in der Welt und das Licht Bethlehems in allen Häusern" wünscht.