Intensive Debatten seien "keine Schande" und "eine Auszeichnung für eine lebhafte Partei". "Aber um diese Diskussion zu führen, muss man halt anwesend sein", sagte Faymann.

"Ich fürchte keine politische Auseinandersetzung mit euch gemeinsam. Ich möchte aber nicht erleben, dass wir eine chaotische Truppe werden, wo jeder dem anderen etwas über die Zeitung ausrichtet, statt vorbeizukommen und die Diskussion zu führen", so der am Freitag mit 83,9 Prozent wiedergewählte Parteiobmann.

Führende Sozialdemokraten sehen im schwachen Abschneiden des Kanzlers am Parteitag zwar kein grundsätzliches Problem, gleichzeitig drängen sie aber auf ein gutes Ergebnis bei der Steuerreform. Andernfalls müssen man sich fragen, ob die Koalition noch Sinn macht, meinte etwa Burgenlands Landeshauptmann Niessl gegenüber der APA.

Auch für Oberösterreichs SPÖ-Vorsitzenden Entholzer braucht es nun einen Erfolg bei der Steuerreform: "Die Lohnsteuersenkung zustande bringen, das ist sicher das große Thema bei uns." Eine Stärkung sei das Ergebnis für Faymann zwar nicht, aber in Sachen Steuersenkung und Vermögensteuern werde die Partei von einer Mio. Menschen unterstützt, verwies Entholzer auf die Unterschriftenaktion der Gewerkschaft.

Mit großer Mehrheit beschlossen wurde eine neue Frauenquotenregelung. Diese ermöglicht es dem Bundesparteivorstand einzugreifen, wenn zu wenige Frauen (oder auch Männer) über die Landeslisten zum Zug kämen. In den Landesparteien wird die aktuelle Quotenregelung übrigens nur in Wien eingehalten. Die Mindestquote pro Geschlecht bleibt bei 40 Prozent.

Mit klarer Mehrheit angenommen wurden am Samstag sämtliche elf Leitanträge. So setzt sich die SPÖ etwa für eine Millionärs-, eine Erbschafts- und eine Schenkungssteuer ein, forciert die ganztägige Gesamtschule und lehnt die Investitionsschutzbestimmungen beim geplanten TTIP-Handelsabkommen mit den USA ab.

Was die Organisationsreform der Partei angeht, wurde festgelegt, dass künftig schon zehn Prozent der Mitglieder eine Befragung der Basis erzwingen können. Bisher waren es 15 Prozent. Angenommen wurde auch ein erst heute Früh angekündigter Initiativantrag, der sich für eine Entkriminalisierung von Marihuana-Konsum einsetzt.

Auch zahlreiche Anträge von Teilorganisationen fanden Zustimmung, etwa einer zur Abschaffung des Landfriedensbruch-Paragrafen oder auch einer der SPÖ Niederösterreich, wonach es für säumige Länder bei der Asylwerber-Unterbringung Sanktionen geben und die Flüchtlingsaufteilung bis auf die Kommunen hinuntergebrochen werden soll.

ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel zeigte sich am Samstagnachmittag froh, dass der SPÖ-Parteitag vorbei ist und das Wahlergebnis des SPÖ-Parteichefs nun auf dem Tisch liege: "Denn jetzt kann man sich endlich wieder auf die politische Arbeit statt auf das Bangen vor Ergebnissen konzentrieren." Die Sozialdemokraten müssten nun wieder auf eine lösungsorientierte, sachpolitische Ebene finden, meinte der Generalsekretär des Koaltionspartners.