Die Reform an sich sei überfällig, betonte Diakonie-Direktor Michael Chalupka bei der Pressekonferenz der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), an der auch das Rote Kreuz, das Hilfswerk, die Volkshilfe und die Caritas beteiligt sind. Allerdings sei vom Reformvorschlag, den das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) seit 2009 erarbeitet habe, kaum mehr etwas wiederzuerkennen.

Dass die Berufsausbildungen in der Pflege reformiert werden sollen (die Pflegehilfe wird zur Pflegeassistenz aufgewertet, der gehobene Dienst auf Fachhochschulen ausgebildet), begrüßt die BAG. Allerdings handle es sich um "alten Wein in neuen Schläuchen", so Monika Wild vom Roten Kreuz. Der FH-Abschluss bringe keine Veränderungen in Berufsausbildung und Tätigkeitsbereichen. Es fehle eine Verordnungskompetenz für ausgewählte Medizinprodukte, etwa Pflege- und Inkontinenzhilfsmittel.

Insgesamt müsse die Reform nicht nur auf das Krankenhaus, sondern auch auf den sozialen Sektor abzielen, hieß es. Die Betreuung müsse in allen Settings (also auch im Pflegeheim oder bei mobilen Diensten) möglich sein. Auch die Sozialbetreuungsberufe müssten berücksichtigt werden, ihr Berufsrecht von der Länder- auf die Bundesebene übertragen werden, verlangte Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter.

Zu wenig Augenmerk wird aus Sicht von Hilfswerk-Geschäftsführer Walter Marschitz zudem auf die mobile Langzeitpflege gelegt. Er wünscht sich hier die Aufwertung der Pflegehelfer-Kompetenzen, sie sollen lediglich begleitend von diplomiertem Personal kontrolliert werden.

Ihre Bedenken hat die BAG bereits bei Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) deponiert. Für Marschitz ist die Diskussion noch nicht beendet, auch wenn es schon bald einen Gesetzesvorschlag aus dem Ministerium geben soll. "Das wird mit einem Begutachtungsentwurf nicht getan sein", sagte er.