Im Team Stronach herrscht nach dem kolportierten Parteiaustritt von Kathrin Nachbaur Ratlosigkeit. Kärntens Stronach-Landesrat Gerhard Köfer behauptete am Vormittag gegenüber der Kleinen Zeitung, Nachbaur sei gar nicht aus der Partei ausgetreten. Der Abgeordnete Marcus Franz, der das am Vortag bestätigt habe, habe "emotional überreagiert."

Dem widerspricht aber der Nationalrat Franz ganz entschieden.  „Daran gibt es nichts zu rütteln. Köfer war bei der Sitzung gar nicht dabei“, so Franz gegenüber der Kleinen Zeitung. Noch dazu liege eine  schriftliche Austrittserklärung vor. Auch wurde alles schriftlich protokolliert.

Bei der denkwürdigen Sitzung, die bereits am Dienstag stattgefunden habe, sei auch Frank Stronach zugegen gewesen. Nachbaur habe angekündigt, dass sie sich aus der Partei zurückziehen und sich ganz auf den Klub konzentrieren wolle. „Sie hat sich einem Vertrauensvotum gestellt. Der ganze Klub hat sich einstimmig für Nachbaur ausgesprochen.“ Wer Nachbaur als stellvertretende Parteiobfrau folgt, konnte nicht gelöst worden. Als neuer Stellvertreter war kurzfristig Robert Lugar im Gespräch. „Die Entscheidung ist verschoben worden.“

Der Abgeordnete Robert Lugar forderte am Samstag Nachbaur auf, für Klarheit zu sorgen und zu sagen, ob sie noch Parteimitglied ist. Wenn nicht, sei die Lage neu zu bewerten, ob sie noch Klubobfrau bleiben könne, sagte Lugar.

Nachbaur bleibt Klubobfrau

Der Abgeordnete Marcus Franz hatte am Freitagabend bestätigt, dass Nachbaur nicht mehr Parteimitglied sei und damit auch ihre Funktion als Stellvertreterin von Frank Stronach an der Parteispitze aufgegeben habe. Klubobfrau wolle sie aber bleiben, nachdem ihr der Parlamentsklub das Vertrauen ausgesprochen hat. Nachbaur selbst wollte das aber weder bestätigen noch dementieren.

Lugar forderte nun am Samstagvormittag Nachbaur auf, für Klarheit zu sorgen. Sie müsse klar sagen, ob sie noch Parteimitglied ist. Wenn ja, sei die Sache geklärt und sie könne auch Klubobfrau bleiben. Wenn aber keine klare Stellungnahme komme oder sie definitiv ausgetreten sei, dann müsse man "die Lage neu bewerten", sagte Lugar gegenüber der APA. Der Klub habe ihr nämlich unter der Voraussetzung, dass sie Parteimitglied sei, das Vertrauen ausgesprochen, die Klubmitglieder hätten bei der Abstimmung nichts von einem Parteiaustritt gewusst.

"Nicht mit Frank Stronach brechen"

Wenn sich Nachbaur nicht klar äußern sollte oder sie definitiv ausgetreten sei, müsse eine neuerliche Klubsitzung einberufen werden, ist für Lugar die weitere Vorgangsweise klar. Dann müssten die insgesamt elf Abgeordneten entscheiden, ob sie Nachbaur weiter folgen wollen. Für Lugar selbst ist die Sache allerdings schon ziemlich klar: "Ich will nicht mit Frank Stronach brechen und die Mehrheit im Klub auch nicht", ist er sich sicher. Für Lugar wäre es jedenfalls nicht zu akzeptieren, wenn die Klubobfrau nicht mehr Parteimitglied wäre. Und er kann sich auch nicht vorstellen, dass alle Mandatare des Stronach-Klubs wilde Abgeordnete werden.

Am Zug ist für Lugar jetzt jedenfalls Nachbaur. Er könne sie derzeit aber telefonisch auch nicht erreichen, teilte der Abgeordnete mit.