Nun erlebt auch Frank Stronach sein Knittelfeld. Kathrin Nachbaur, über Jahre hinweg die rechte Hand des austrokanadischen Parteigründers, nabelt sich von ihrem Mentor ab, tritt aus der Partei aus, bleibt aber Klubobfrau der elfköpfigen Parlamentsriege. Damit steht der austrokanadische Multimilliardär vor dem Scherbenhaufen seiner Politik. Nun dürfte die Bewegung auch auf Bundesebene zerbröckeln.

Der Austritt sei bereits am Mittwoch erfolgt, erklärt Abgeordneter Marcus Franz im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. "Sie hat sich von Frank Stronach freigespielt und genießt unser Vertrauen." Alle Parlamentarier hätten sich in einem einstimmigen Votum hinter Nachbaur gestellt. Franz spricht von einem „Emanzipationsprozess“ gegenüber dem Parteigründer, der die Bewegung angestoßen habe.

Wenig schmeichelhafte Worte findet der langjährige Wiener Primar über den bisherigen Übervater. "Man kann nicht halb in Österreich und halb in Kanada sein", so Franz. "Das ist wie bei einem Fußballmatch: Man kann nicht der Coach sein und nur fallweise da sein." Und weiter: "Wenn ein Zugpferd in die eine Richtung zieht, kann das nicht auf Dauer gut gehen."

Frank Stronach will die Ereignisse nicht kommentieren. "Dazu will ich nichts sagen", so der Steirer am Abend telefonisch. Stronach hatte Freitag Vormittag – vor Bekanntgabe der Abspaltung – die Kleine Zeitung in seinem Domizil in Oberwaltersdorf empfangen. In dem langen Gespräch verlor er kein böses Wort über Nachbaur. Kein Anflug von Kritik, keine einzige Silbe war ihm zu entlocken – auch nicht, als die Mikrofone abgedreht waren.

Der Bruch kommt nicht überraschend. Dass zwischen dem Parteigründer und seiner vormals engsten Mitstreiterin der Haussegen schief hängt, war seit Monaten ein offenes Geheimnis. Bereits zu Wochenbeginn hatte das Gerücht die Runde gemacht, Nachbaur würde alles hinschmeißen – und entweder der Politik den Rücken kehren oder als wilde Abgeordnete weitermachen. Sogar von einem Angebot der ÖVP war die Rede, was ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka am Freitag dementierte. Dass Stronach am Mittwoch am Rande eines Gerichtstermins von einer ORF-Journalistin zufällig von Nachbaurs Schwangerschaft erfuhr, ist bezeichnend.

Bitter für Stronach

Die Entfremdung setzte spätestens im Frühjahr ein. Während Stronach sein Abgeordnetenmandat an den Nagel hing, brach Nachbaur die Zelte in Kanada ab und kehrte nach Graz zurück. Mit der Distanz wuchs die Kluft – nicht nur zu Nachbaur, auch zu den anderen Abgeordneten. Die katastrophalen Umfragewerte im Frühjahr verschärften den Konflikt. Stronach machte dafür das amateurhafte Auftreten seiner rot-weiß-roten Kommilitonen verantwortlich. Diese wiederum schoben die Schuld dem Parteichef und seinen skurril-erratischen Auftritten in die Schuhe.

Dass sich Stronach von Übersee aus in die Vorgänge in Wien einzumischen versuchte, brachte wiederholt das Fass zum Überlaufen. Vor dem Sommer bereits trug sich Nachbaur mit dem Gedanken, die Bewegung in "Team Österreich" umzubenennen.

Für Frank Stronach ist die aktuelle Entwicklung äußerst bitter. Derzeit bastelt er an seinem politischen Comeback. Im Herbst will er bei den steirischen Landtagswahlen antreten – nicht als Spitzenkandidat, aber mit einer schlagkräftigen Truppe. Seine steirische Heimat ist ihm ein Herzensanliegen.