21:30 Uhr: In Europa laufen die Krisengespräche wegen des britischen Brexit-Votums am Montag auf Hochtouren. In Brüssel berät die EU-Kommission am Nachmittag (ab 15 Uhr) über Konsequenzen aus dem Referendum, bei dem knapp 52 Prozent der Briten für einen EU-Austritt ihres Landes gestimmt hatten.

EU-Ratspräsident Donald Tusk kommt zunächst in Paris mit Präsident Francois Hollande (11.00 Uhr) zusammen und trifft danach in Berlin Kanzlerin Angela Merkel (15.00 Uhr). Die deutsche Regierungschefin empfängt danach Hollande und den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi zu Konsultationen über die Konsequenzen aus der Volksabstimmung.

In Großbritannien selbst kommt am Nachmittag (15.30 Uhr) das Parlament erstmals wieder zusammen, um über die Folgen zu beraten. Da Cameron seinen Rücktritt angekündigt hat, dürfte das Rennen um die Nachfolge schnell Fahrt aufnehmen. In Irland beraten die Parlamentarier ebenfalls über den Brexit und die Folgen für ihr Land. Die irisch-nationalistische Partei Sinn Fein fordert eine Abstimmung über eine Wiedervereinigung Irlands und Nordirlands.

19:30 Uhr: Nach dem Nein der Briten zu Europa sind die übrigen 27 EU-Länder bemüht, Druck vom scheidenden britischen Premier David Cameron zu nehmen. Es gebe in den Hauptstädten Verständnis dafür, dass Cameron beim EU-Gipfel am Dienstag nicht das Austrittsverfahren förmlich auslösen werde, sagte ein EU-Diplomat am Sonntag in Brüssel. Die EU-Länder "erwarten nicht, dass Cameron in diesem Stadium Artikel 50 auslöst", fügte der Diplomat, der namentlich nicht genannt werden wolltehinzu.

Laut Artikel 50 des EU-Vertrags von Lissabon muss die britische Regierung nach dem Brexit-Votum der EU die Austrittsabsicht erst offiziell mitteilen, bevor die Trennung eingeleitet werden kann.

18:20 Uhr: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will den britischen EU-Austritt aber auch die "Vollendung der Währungsunion" einem Medienbericht zufolge rasch vorantreiben. Die EU-Kommission wolle der bisherigen "EU mit multiplen Währungen" ein Ende bereiten. Die Währungsunion solle enger zusammenwachsen.

17:20 Uhr: Ob das letzte Wort beim Brexit schon gesprochen ist und die Briten tatsächlich die EU verlassen werden, scheint trotz der Abstimmung noch offen zu sein. Welche Möglichkeiten es sowohl für die Briten als auch für die EU gibt, ist unklar. Es ist für die Europäische Union Neuland - noch nie hat es eine solche Situation gegeben. Das EU-Parlament wird in einer Sondersitzung am Dienstag knapp vor dem Gipfel der noch 28 Staats- und Regierungschefs in einer Resolution ebenfalls eine rasche britische Entscheidung verlangen.

16:20 Uhr: Der Brexit und die daraus folgende Abwertung des Pfunds hat auch Auswirkungen auf das Preisgeld für das Tennis-Turnier von Wimbledon. Die Gesamt-Dotation von 28,1 Millionen Pfund hatte am Freitag unmittelbar nach dem Referendum zugunsten eines Ausstiegs aus der EU einen Wert von 36,69 Mio. Euro, am Sonntag waren es nur noch 34,80 Mio. Euro. Das ist ein Wertverlust von knapp mehr als fünf Prozent. Für den Sieger des dritten Grand Slams des Jahres bei Damen und Herren bedeutet das nach aktuellem Stand eine Preisgeld-Minderung um 130.000 Euro von 2,61 auf 2,48 Mio. Euro. 

16:00 Uhr: Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon will nicht hinnehmen, dass Schottland vom Rest Großbritanniens zum Austritt aus der EU gezwungen wird. Deswegen baut die linksgerichtete Politikerin immensen Druck auf, indem sie die Schotten in einem erneuten Referendum über ihre Loslösung von Großbritannien abstimmen lassen will.

15:45 Uhr: Das Brexit-Votum der Briten hat die EU in eine tiefe Krise gestürzt. In den kommenden Tagen gibt zahlreiche Treffen zur Frage: Wie geht es weiter nach dem Referendum? Höhepunkt ist der EU-Gipfel in Brüssel. Der Fahrplan nach dem EU-Referendum.

15:30 Uhr: Die großen Notenbanken stellen sich nach der Entscheidung der Briten für einen EU-Ausstieg auf anhaltende Turbulenzen an den Finanzmärkten ein. Großbritannien sei eng in die Weltwirtschaft integriert und beherberge auch einige der weltweit wichtigsten Finanzzentren, sagte der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Jaime Caruana.

Für Finanzinvestor George Soros dürften die Märkte so lange starken Schwankungen unterworfen sein, wie der lange und komplizierte Prozess des politischen und wirtschaftlichen Austritts aus der EU verhandelt wird. Die Folgen für die Realwirtschaft würden vermutlich mit denen der Finanzkrise 2007 bis 2008 vergleichbar sein, schrieb der Milliardär in einem Kommentar auf seiner Internetseite am Wochenende. 

15:00 Uhr: Ökonomen erwarten gravierende wirtschaftliche Einbußen durch den Brexit in Europa. Direkte nennenswerte Auswirkungen auf Österreich sehen hiesige Experten indes zumindest vorerst nicht. Am schmerzhaftesten werde der Brexit die Briten selbst treffen, urteilte die deutsche Bertelsmann-Stiftung.

14:35 Uhr: Der offene Machtkampf in der Labour Party - Parteichef Jeremy Corbyn etwa feuerte seinen Schattenaußenminister Hilary Benn - dürfte in Neuwahlen im November münden. Das würde ein erneutes Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens ermöglichen, erklärt die Politologin Melanie Sully.

14:15 Uhr: Im EU-Vertrag ist seit 2009 festgelegt, wie die Verhandlungen über den Austritt eines Landes aus der Union ablaufen sollen. Der interessanteste Punkt: Die Parteien können sich zwei Jahre für die Scheidung Zeit lassen - und eine Fristverlängerung ist möglich. Der entscheidende Artikel 50 gibt zwar den Rahmen vor, regelt aber nicht alle Einzelheiten. Die EU begibt sich mit dem britischen Austritt ohnehin auf unbekanntes Terrain, denn der Fall ist in der Geschichte der Europäischen Union ist beispiellos.

14:00 Uhr: Als Antwort auf den Brexit haben die Außenminister Deutschlands und Frankreichs weitreichende Vorschläge für eine engere Zusammenarbeit in der EU gemacht. In einem gemeinsamen neunseitigen Papier fordern der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein französischer Kollege Jean-Marc Ayrault unter anderem einen Sicherheitspakt für eine viel engere Zusammenarbeit der EU-Staaten bei der inneren und äußeren Sicherheit. Lesen mehr dazu!

13:45 Uhr: Der Brexit könnte die Euro-Krise wieder verschärfen, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. "Ratingagenturen könnten nun durchaus wieder anfangen, Staaten abzuwerten", sagte er dem "Tagesspiegel". Davon dürfte neben Großbritannien vor allem Südeuropa betroffen sein.

13:30 Uhr: Die Arbeitgebervereinigungen Frankreichs und Deutschlands sehen Europa großen Turbulenzen ausgesetzt. Man werde nun alles in der Macht stehende tun, "um unsere besonderen europäischen Kräfte zu mobilisieren", so die Verbände MEDEF, BDI und BDA in einer gemeinsamen Erklärung vom Sonntag.

13:15 Uhr: In sozialen Netzwerken und auf der Straße machen die Jungen ihrem Ärger Luft. "Wir Jungen müssen ausbaden, was die Alten entschieden haben", lautet dabei der Tenor. "Ich bin wütend", sagt etwa die 23-jährige Technologie-Beraterin Mary Treinen. "Diejenigen, die für den Ausstieg gestimmt haben, werden sich nicht mit der Zukunft auseinandersetzen müssen."

Bei den Bürgern im Pensionsalter, die die Zeit vor dem Beitritt Großbritanniens zur damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG) im Jahr 1973 noch gut in Erinnerung haben, war die Unterstützung für das "Leave"-Lager besonders groß.

13:00 Uhr: Nach dem "Schock" muss die EU Initiativen ergreifen, die das Vertrauen der Bürger in Brüssel stärken. "Wir haben die Mittel, die Kraft und die Verantwortung, um dies zu tun. Doch vieles muss sich jetzt ändern", so die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera".

12:45 Uhr: Chinesische Unternehmen werden voraussichtlich weniger als bisher im Königreich investieren. Politiker, Diplomaten und Wirtschaftsvertreter zeigten sich zum Auftakt des "Sommer-Davos" genannten Weltwirtschaftsforums in der chinesischen Metropole Tianjin am Sonntag geschockt vom Ausgang des Brexit-Referendums.

12:15 Uhr: Der Ruf nach einem zweiten EU-Referendum wird lauter: Mehr als drei Millionen Briten verlangen per Petition, noch einmal abstimmen zu dürfen. Allerdings dämpfen Experten die Hoffnung. Eine zweite Volksbefragung werde es nicht geben, sagte der Wahlforscher John Curtice der britischen Nachrichtenagentur PA. Das Gesuch ans Parlament stammt aus der Zeit vor dem Referendum.

12 Uhr: Der britische Außenminister Philip Hammond beharrt darauf, dass es tatsächlich keinerlei Vorschriften gäbe, die einen sofortiges Austrittsansuchen erfordern würden. Sein Land könne über den Zeitpunkt völlig autonom entscheiden.

11:45 Uhr: Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini trifft morgen in Brüssel US-Außenminister John Kerry. Details zum Treffen gab es vorerst keine.

11:30 Uhr: Das Londoner Finanzzentrum dürfte nach Ansicht des französischen EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau nach dem EU-Austritt den sogenannten EU-Pass verlieren. Dieser ermöglicht in London beheimateten Banken den ungehinderten Zugang zu den Kapitalmärkten der EU. Mehr dazu!

11:15 Uhr: Laut der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit ihres Landesteils "höchst wahrscheinlich". Das Vereinigte Königreich, für das Schottland 2014 gestimmt habe, "existiert nicht mehr", sagte Sturgeon am Sonntag im Rundfunksender BBC. Bei dem ersten Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands im September 2014 hatte sich eine Mehrheit für den Verbleib in Großbritannien ausgesprochen.

10:30 Uhr: Autoexperten sind sich uneins über die Folgen des britischen Brexit-Votums für die deutschen Fahrzeughersteller und Zulieferer. Während Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch Gladbach eine schleichende Abwanderung der Autoproduktion aus Großbritannien erwartet, sieht Ferdinand Dudenhöffer sogar positive Impulse.

10:15 Uhr: Der Chef des deutschen Bundeskanzleramtes, Peter Altmaier, geht nicht davon aus, dass Großbritannien schon in Kürze eine förmliche Erklärung zum Austritt aus der EU abgibt. Er habe keinen Hinweis darauf, dass ein entsprechender Antrag schon auf dem bevorstehenden Europäischen Rat am Dienstag gestellt werde, sagte der CDU-Politiker heute.

10 Uhr: Der "Schaden" des EU-Austritts dürfte für die Briten zwischen drei und zehn Prozent der Wirtschaftsleistung liegen - je nachdem, wie der Umgang der EU mit den Briten in der Zukunft ist, ergeben vier Szenarien der Industriellenvereinigung. Der Austritt komme einer "Selbstsanktionierung" gleich, sagt IV-Chefökonom Christian Helmenstein, der der EU von einem Rosenkrieg abrät.

9:45 Uhr: Mindestens zwei Jahre sollte es dauern, bis die "wirklich gravierenden" Folgen des Brexit sichtbar werden. Als erstes seien baldige Änderungen beim freien Personenverkehr und beim Vergaberecht zu erwarten, heißt es in einem Expertenpapier der Agentur Kovar & Partners.

9:30 Uhr: Finanzinvestor George Soros sieht schwere Zeiten auf die Europäische Union zukommen. Die Auflösung der EU sei damit praktisch irreversibel, schrieb der Milliardär in einem Kommentar auf seiner Internetseite am Wochenende.

8:30 Uhr: Angesichts der um sich greifenden Unsicherheit hat Australiens Premierminister Malcolm Turnbull mit dem Versprechen von Stabilität um seine Wiederwahl geworben. "Unser klarer Wirtschaftsplan ist wichtiger denn je, da wir in der Folge des britischen Votums für den Austritt aus der Europäischen Union in eine Phase der Ungewissheit auf den globalen Märkten eintreten."

8:15 Uhr: Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn hat laut einem BBC-Bericht ein prominentes Mitglied seines Schattenkabinetts entlassen. Corbyn habe seinen Schatten-Außenminister Hilary Benn in der Nacht auf heute gefeuert, weil er "kein Vertrauen" mehr zu ihm habe, zitierte die BBC einen Parteisprecher. Zuvor hatte Benn andere Parteimitglieder aufgefordert zurückzutreten, sollte Corbyn nicht die Konsequenz aus der Brexit-Entscheidung ziehen und seinen Posten räumen. 

8:00 Uhr: FPÖ-Vizechef und BP-Kandidat Norbert Hofer will auch in Österreich eine Abstimmung über den Verbleib in der EU. In einem Interview erklärte er: "Wenn die Union sich falsch entwickelt, dann wäre für mich der Augenblick gegeben, wo man sagt: So, jetzt muss man auch die Österreicher fragen." Bei einer "Fehlentwicklung der EU" ist Hofer dafür, über einen "Öxit", also einen Austritt Österreichs aus der Union, nachzudenken: "Wenn man die Weichen innerhalb eines Jahres mehr in Richtung Zentralismus stellt, anstatt sich auf die Grundwerte zu besinnen, dann müssten wir die Österreicher fragen, ob sie hier noch Mitglied sein wollen." Mehr dazu!

7:45 Uhr: EU-Kritiker Boris Johnson ist laut einer Zeitung der Nachfolge von Premierminister Cameron einen wichtigen Schritt nähergekommen. Justizminister Michael Gove habe Johnson am Samstag angerufen und dem früheren Londoner Bürgermeister seine Unterstützung zugesagt, berichtete die "Sunday Times" am Sonntag.

7:30 Uhr: Eine deutliche Mehrheit der Schotten ist einer Umfrage zufolge nach dem Brexit-Votum für ein neues Referendum zur Abspaltung von Großbritannien. 59 Prozent der Befragten sind jetzt für die Unabhängigkeit, wie aus der Erhebung für die Zeitung "Sunday Post" hervorgeht. Beim letzten Referendum zu der Frage im Jahr 2014 waren es nur 45 Prozent.

7:15 Uhr: Fast jeder dritte Deutsche spricht sich auch in Deutschland für ein Referendum über die Mitgliedschaft in der Europäischen Union aus. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für die "Bild am Sonntag" hervor. 29 Prozent seien demnach für eine solche Volksabstimmung, 63 Prozent lehnten dies ab.

7:00 Uhr: Heute treffen einander Diplomaten aus den 27 verbleibenden EU-Mitgliedsstaaten ohne britische Vertreter in Brüssel, um den EU-Gipfel kommende Woche vorzubereiten. Am Dienstag soll Cameron den anderen Staats- und Regierungschefs beim Gipfel erklären, wie er sich das Scheidungsverfahren mit der EU vorstellt. Die Debatte könnte laut werden, denn die Vorstellungen über den Brexit gehen weit auseinander. Am Mittwoch ist dann erstmals ein informelles Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs ohne Großbritannien geplant.