Die US-Regierung bewege sich bisher zu wenig, damit dieses Jahr ein Abschluss gelingen könne, sagte ein hochrangiger Vertreter der "Süddeutschen Zeitung" laut Vorausbericht (Dienstag-Ausgabe).

Angst vor Reaktion

Nach der Pause, die durch die Wahlen in den USA, Frankreich und Deutschland bis Ende 2017 entstehe, werde eine Wiederbelebung der Verhandlungen schwierig. Die Kommission fürchtet dem Bericht zufolge außerdem die Reaktion der US-Regierung auf die Enthüllungen. Die US-Seite bestand stets auf strikter Geheimhaltung.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace veröffentlichte am Montag bisher geheime Verhandlungspapiere, die massive Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Seiten belegen, etwa in Fragen von Verbraucher-, Lebensmittel- und Umweltschutzrechten. Die US-Regierung reagierte demonstrativ gelassen. Man sei nicht sonderlich besorgt wegen des Informationslecks, sagte Präsidialamtssprecher Josh Earnest in Washington.

USA reagieren demonstrativ gelassen

Die USA reagieren demonstrativ gelassen auf die Veröffentlichung bisher geheimer Dokumente aus den Verhandlungen über das Handelsabkommen TTIP. Der Sprecher des Weißen Hauses sagte, man sei darüber "nicht beunruhigt". Ein "materieller Einfluss" auf das Abkommen sei nicht zu erwarten.

Greenpeace hatte bisher unter Verschluss gehaltene TTIP-Dokumente ins Internet gestellt. Sie werfen den USA vor, im Interesse US-amerikanischer Konzerne europäische Umwelt- und Verbraucherschutzstandards aushöhlen zu wollen.

Irreführende Interpretationen

Berlin und Brüssel wiesen die Vorwürfe zurück, die US-Regierung sprach von irreführenden Interpretationen. Die deutsche Regierung wollte das umstrittene Handelsabkommen nicht infrage stellen. Deutschland und die USA wollen bis zum Jahresende zumindest TTIP-Eckpunkte festlegen, bevor Barack Obamas Amtszeit als US-Präsident endet.

In Washington wurde darauf verwiesen, es handle sich lediglich um einen Verhandlungsstand und nicht um Ergebnisse. Auch liege es in der Natur von Verhandlungen, verschiedene Positionen zu haben und sich im Laufe der Zeit anzunähern.

Die EU und die USA verhandeln seit Mitte 2013 über eine "Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft" (TTIP). Ziel ist es, Zölle und andere Hürden für Investitionen abzubauen, damit der Handel zwischen den beiden Wirtschafts-Supermächten EU und USA mit 800 Millionen Verbrauchern stärker floriert. Europaweit gibt es Proteste gegen das Abkommen.

Große Skepsis

In Österreich wandten sich Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Montag gegen eine Aufweichung hoher Standards. "Meine große Skepsis gegenüber TTIP wurde durch die jüngst veröffentlichten Berichte bestätigt", erklärte Faymann in einer Aussendung. Diesem Handelsabkommen könne derzeit sicher nicht zugestimmt werden. "Eine Aufweichung unserer Standards kommt nicht infrage", unterstrich auch Mitterlehner. Es gebe rote Linien, die nicht überschritten werden dürften.

Umweltschutzorganisationen traten für einen Abbruch der Verhandlungen ein. Die Industriellenvereinigung plädierte hingegen für mehr Gelassenheit in der Diskussion um TTIP.