"Wir reden von 100.000 Menschen, die einige Kilometer vom IS entfernt eingeschlossen sind", sagte der Pablo Marco, Regionalkoordinator von Ärzte ohne Grenzen (Medecins sans frontieres, MSF) am Montag der Nachrichtenagentur AFP. "Sie sind verängstigt, sie können nirgendwo hin."

Offensive auf Aleppo gestartet

Die IS-Miliz hatte am Freitag eine Offensive auf die von Rebellen kontrollierten Städte Marea und Azaz in der nordsyrischen Provinz Aleppo gestartet. Die Bewohner flohen in Richtung der nahen türkischen Grenze, doch die Türkei lässt keine Flüchtlinge mehr passieren. So sind die Vertriebenen zwischen der Frontlinie zum IS-Gebiet im Osten, der Türkei im Norden und dem autonomen kurdischen Bezirk Afrin im Westen eingeschlossen.

"Diese Menschen halten sich jetzt in einem sehr kleinen Gebiet von vier mal sieben Kilometern auf", sagte Marco. Ihre Situation sei "unhaltbar und inakzeptabel". Marco zufolge befanden sich die Zivilisten weniger als fünf Kilometer von den vorrückenden Jihadisten entfernt. Der MSF-Vertreter forderte die türkischen Behörden auf, den Flüchtlingen Schutz zu gewähren. Die Türkei habe bereits viel getan, aber die Lage sei "so schlimm, dass sie die Öffnung der Grenze rechtfertigt". Viele der Betroffenen seien schon zum zweiten oder dritten Mal vertrieben worden.

Die Vereinten Nationen hatten sich bereits am Sonntag besorgt über die Situation von insgesamt 165.000 Menschen zwischen Azaz und der türkischen Grenze geäußert. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im März 2011 wurde mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung in die Flucht getrieben. Fast fünf Millionen Menschen flohen ins Ausland.