Auf der Flüchtlingsroute zwischen Libyen und Italien sind diese Woche 14.000 Menschen gerettet worden. 45 Leichen wurden geborgen. Nach insgesamt drei Schiffstragödien in dieser Woche werden Dutzende Menschen vermisst. Dutzende Schiffe unter der Leitung der italienischen Marine waren im Einsatz, um die Migranten zu retten.

Allein am Freitag kam es zu 17 Rettungseinsätzen, bei denen 2000 Menschen in Sicherheit gebracht wurden, teilte die italienische Marine mit. Am Samstag traf der italienische Schlepper "Vos Thalassa" in Catania ein. 900 Menschen wurden vom Roten Kreuz versorgt. Ein weiteres Schiff mit 600 Migranten traf im sizilianischen Hafen Augusta ein. 700 Migranten an Bord eines spanischen Militärschiffes erreichten den apulischen Hafen von Taranto. Die meisten Flüchtlinge seien im Seegebiet etwa 50 Kilometer nördlich der libyschen Stadt Zuwara gefunden worden, hieß es.

Flüchtlingswelle hält an

Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit wagen wieder mehr Flüchtlinge die Überfahrt aus Nordafrika. Humanitäre Organisationen warnten, dass die Flüchtlingswelle in den kommenden Wochen weiterhin anhalten wird. Bis Jahresende rechnet das italienische Innenministerium, dass eine Rekordzahl von 200.000 Migranten Italien erreichen wird. Das Mittelmeer gilt als besonders gefährliche Flüchtlingsroute: Seit Anfang des Jahres sind nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1350 Menschen ertrunken.

Der italienische Premier Matteo Renzi hob die Leistungen der Rettungsmannschaften hervor. Er machte hinzu Druck auf die internationale Gemeinschaft für Stabilisierungsinitiativen in Nordafrika. Nur mit konkreten Maßnahmen zur Förderung des Wachstums in den afrikanischen Ländern könne man die Flüchtlingszuwanderung nach Europa stoppen, meinte Renzi.

Innenminister Angelino Alfano drängte auf eine raschere Umverteilung der Migranten in Europa. "Die Antwort Europas auf Notstände ist langsam, während Menschenhändler und Terroristen sehr schnell sind", sagte Alfano. Auch die Heimführung von Migranten, die kein Recht auf Verbleib in Europa haben, müsse beschleunigt werden. "Der EU droht ansonsten der Kollaps", sagte der Innenminister.

Rom urgiert Libyen-Abkommen

Um die Flüchtlingswelle aus Nordafrika zu stoppen, drängt Italien die EU zu einem raschen Abkommen mit Libyen und afrikanischen Ländern. "Wir müssen Flüchtlingslager in Afrika einrichten und ein Abkommen mit Libyen abschließen, weil es jetzt eine Regierung gibt, die die Flüchtlingsabfahrten einschränken kann", erklärte Innenminister Angelino Alfano.

Improvisiertes Lager nahe Idomeni

Nur wenige Kilometer vom nordgriechischen Grenzort Idomeni entfernt lassen sich unterdessen Flüchtlinge und Migranten erneut in einem improvisierten Lager nieder. Die ehemaligen Bewohner des Lagers Idomeni zögen eine Art Plateau im Freien den staatlichen Unterkünften in ausrangierten Industriegebäuden und Kasernen vor, berichtete die Athener Tageszeitung "Kathimerini" am Samstag.

Viele der Lagerbewohner hatten sich bereits vor einer Woche bei der Ankündigung der Räumung aus Idomeni davongemacht, um nicht in staatliche Aufnahmelager gebracht zu werden. Bei der Räumung seien lediglich 3.700 der rund 8.500 Migranten umgesiedelt worden, die sich zuletzt in Idomeni aufgehalten hätten. Tausende Verschwundene tauchten nun an anderen Stellen wieder auf, heißt es in dem Bericht.

Die Flüchtlinge und Migranten im Lager von Idomeni hatten bis zuletzt gehofft, dass sich die Grenze nach Mazedonien doch noch öffnen könne. Viele wollen sich aus diesem Grund weiterhin in Grenznähe aufhalten. Die staatlichen Auffanglager hingegen liegen häufig weiter weg im Landesinneren; zudem werden sie kritisiert, weil sie keine guten Lebensbedingungen bieten.