Die griechische Polizei hat am Dienstag mit der Räumung des provisorischen Flüchtlingslagers Idomeni an der mazedonischen Grenze begonnen. Bis zum Mittag wurden nach Polizeiangaben rund 1.100 Flüchtlinge mit Bussen in weiter südlich gelegene staatliche Flüchtlingseinrichtungen gebracht.

Nach letzten Zählungen hielten sich rund 8.200 Migranten in dem Camp auf, für dessen Räumung die Regierung mehrere Tage veranschlagt hat. Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR mahnte Griechenland, bei der Umsiedlung auf Druck zu verzichten. Wichtig sei, dass der Umzug freiwillig stattfinde, nicht diskriminierend sei und die Menschen gut informiert würden, sagte Sprecher Adrian Edwards. Die Hilfsorganisation "Save the Children" zeigte sich besorgt über die Lage in den offiziellen Flüchtlingscamps, in denen es etwa an Waschräumen und Schutzräumen für Kinder fehle.

In Idomeni waren Tausende Flüchtlinge gestrandet, nachdem immer mehr Staaten entlang der Balkanroute zu Jahresanfang ihre Grenzen dichtgemacht hatten. In Spitzenzeiten campierten vor der gut gesicherten mazedonischen Grenzanlage mehr als 12.000 Menschen unter widrigen Bedingungen, darunter viele Familien mit kleinen Kindern. Bis zuletzt hofften sie vergeblich darauf, doch noch nach Westeuropa durchgelassen zu werden.

Nach Angaben des Regierungssprechers für Flüchtlingsfragen, Giorgos Kyritsis, läuft die Evakuierung ohne Probleme. Aufnahmen des staatlichen Fernsehsenders ERT zeigten Polizisten in Schutzanzügen, die den Einstieg in die Busse beobachteten. Allerdings versuchten auch Flüchtlinge, sich in umliegenden Feldern zu verstecken und dem Zugriff der Polizei zu entziehen, die mit einem Großaufgebot Medienvertreter weiträumig auf Distanz zu dem Gelände hielt. Mehr als 1.000 Demonstranten blockierten nach Angaben der Polizei aus Protest gegen die Umsiedlungen die Bahnverbindung zwischen Griechenland und Mazedonien.

In diesem Jahr sind bereits 1.370 Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken. Allerdings sind dies nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) fast 25 Prozent weniger Tote als im selben Zeitraum des Vorjahres. Vor allem zwischen der Türkei und Griechenland sei die Zahl der ertrunkenen Flüchtlinge in den vergangenen Wochen drastisch gesunken. Das sei wohl darauf zurückzuführen, dass sich wegen des EU-Türkei-Abkommens deutlich weniger Menschen auf den Weg von der Türkei nach Griechenland machten, sagte IOM-Sprecher Joel Millman in Genf. Im Mai kamen der Organisation zufolge bisher 13 Migranten auf dem Meer ums Leben - keiner davon zwischen der Türkei und Griechenland. Im vergangenen Jahr waren im Mittelmeer 95 Flüchtlinge im Mai ertrunken, ein Jahr zuvor gar 330.

Auch die bessere Seenotrettung trug laut IOM zum Rückgang der Toten-Zahlen bei. Erst am Montag wurden rund 2.600 Flüchtlinge in Sicherheit gebracht, die sich auf den Weg von Nordafrika nach Europa gemacht hatten. Rettungskräfte und Organisationen mehrerer Länder hätten die Menschen teils aus kleinen Schlauchbooten aufgenommen, teilte die italienische Küstenwache am Montagabend mit.