Im Prozess gegen regierungskritische Journalisten in der Türkei ist der Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet" zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht in Istanbul habe Can Dündar der Veröffentlichtung geheimer Dokumente schuldig befunden, berichtete eine dpa-Reporterin von der Urteilsverkündung am Freitagabend. Zuvir ist der  in der Türkei wegen Spionage angeklagte Dündar am Freitag einem Schusswaffen-Angriff vor dem Gerichtsgebäude in Istanbul knapp entkommen. Ein Mann schoss mehrmals mit einer Pistole und verletzte dabei einen Fernsehjournalisten an der Wade.

Der Schütze legte dann die Waffe nieder und ergab sich der Polizei. Dündar bleib unverletzt. Der Vorfall ereignete sich in einer Prozesspause. Der Schütze feuerte insgesamt drei Mal auf den Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet".

Dündar, der in einem anderen Prozess bereits wegen "Beleidigung" von Präsident Recep Tayyip Erdogan zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, muss sich in einem anderen Verfahren wegen der Veröffentlichung im Mai 2014 eines Artikels über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an Islamisten in Syrien und der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verantworten.

Dündar hatte gesagt, in diesem Verfahren stehe nicht er persönlich, sondern der Journalismus vor Gericht. Chefredakteur Dündar und der Bürochef in Ankara, Erdem Gül, wurden des Verrats angeklagt. Beiden drohen bei einer Verurteilung langjährige Haftstrafen.