Es wurde erwartet, dass ein 21-köpfiger Ausschuss des Senats die Empfehlung am Freitag mit klarer Mehrheit annimmt, bevor am kommenden Mittwoch die gesamte Kammer darüber entscheidet. Sollte der Senat zustimmen, müsste Rousseff ihr Amt für die Dauer des auf bis zu 180 Tage befristeten Prozesses niederlegen. In dieser Zeit würde Rousseffs Rivale, Vizepräsident Michel Temer, das höchste Amt der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas übernehmen.

Rousseff wird vorgeworfen, den Haushalt manipuliert zu haben, um ihre Wiederwahl 2014 zu sichern. Die Präsidentin bestreitet die Vorwürfe und hat diese als Putschversuch bezeichnet.

Das Parlament in Brasilia hatte sich bereits überraschend deutlich für ein Amtsenthebungsverfahren ausgesprochen. Der Druck auf Rousseff erhöhte sich weiter, als Generalstaatsanwalt Rodrigo Janot am Dienstag Ermittlungen gegen Rousseff im Korruptionsskandal um den Ölkonzern Petrobas beantragte. Es war das erste Mal, dass Rousseff von offizieller Seite direkt in Zusammenhang mit der größten Schmiergeld-Affäre in der Geschichte des Landes gebracht wurde. Sie stand mehrere Jahre lang an der Spitze des Petrobras-Aufsichtsrats. Sie selbst hat wiederholt betont, an keinem Fehlverhalten beteiligt gewesen zu sein. Im Zusammenhang mit den schon seit Jahren laufenden Ermittlungen wurden zahlreiche Politiker und Manager verhaftet und teilweise zu langen Haftstrafen verurteilt.