"Die schrecklichen Bilder dieser Tage aus Aleppo zeigen uns, was auf dem Spiel steht", sagte Steinmeier am Mittwoch nach einem Treffen mit dem syrischen Oppositionskoordinator Riad Hijab. Aus dem Bürgerkriegsland wurden unterdessen neue Kämpfe gemeldet. Für Montag wurde eine weitere Syrien-Konferenz in Paris anberaumt.

Steinmeier drang auf eine rasche Wiederbelebung der Waffenruhe in Syrien. Entweder die internationale Gemeinschaft bringe die Verhandlungen über einen Frieden "zurück in die Spur" - "oder aber wir riskieren den Rückfall in Eskalation, in Explosionen der Gewalt und die Fortsetzung des Bürgerkrieges", warnte Steinmeier.

Die syrische Opposition habe einen Teil ihrer Verhandlungsdelegation in Genf belassen, so dass die Friedensgespräche schnell wieder aufgenommen werden könnten. Voraussetzung sei aber ein Ende der Kampfhandlungen in der nordsyrischen Metropole Aleppo.

Hijab, der als Koordinator des Hohen Verhandlungskomitees (HNC) die syrische Opposition in Genf vertritt, sieht die Friedensgespräche in einer "Sackgasse". Er verlangte erneut eine Absetzung von Syriens Machthaber Bashar al-Assad: "Wir sehen keine politische Lösung, solange Assad im Land ist."

An den Beratungen im Gästehaus des Auswärtigen Amtes nahmen auch der UNO-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, und der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault teil. Ayrault sagte, die gegenwärtige Lage in der Millionenstadt Aleppo sei "ein schreckliches Drama".

"Es muss alles getan werden, um auf den Weg der Waffenruhe zurück zu finden", forderte der französische Außenminister. Auch er appellierte an Washington und Moskau, sich schnell auf einen Ausweg aus der Gewalt zu einigen.

Am 27. Februar war eine Waffenruhe in Syrien ausgerufen worden, von der nur Dschihadistengruppen wie der Islamische Staat (IS) ausgenommen sind. In der vergangenen Woche wurde die Waffenruhe allerdings vielfach gebrochen, insbesondere in Aleppo.

Die internationale Gemeinschaft hat in den vergangenen Tagen ihre diplomatischen Bemühungen verstärkt aus Sorge, dass die anhaltenden Kämpfe in Aleppo den Fortbestand der gesamten Vereinbarung zur Waffenruhe für Syrien gefährden könnten.

Aleppo ist seit 2012 geteilt. Regierungstruppen und Rebellen kämpfen erbittert um die Kontrolle der Stadt und der gleichnamigen Provinz. In der Nacht zum Mittwoch kam es am Rand von Aleppo erneut zu heftigen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Einem AFP-Korrespondenten zufolge war die ganze Nacht über Artillerie und Lärm von Luftangriffen zu hören. Am Mittwochmorgen beruhigte sich die Lage dann etwas.

Auch nahe der Hauptstadt Damaskus flammten die Kämpfe zwischen der Armee und den Rebellen wieder auf, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Demnach gab es am Mittwochmorgen mindestens 22 Luftangriffe der Armee auf Ost-Ghuta östlich von Damaskus. Die Region wird von Rebellen kontrolliert.

Der UNO-Sicherheitsrat will noch am Mittwoch über die Lage in Aleppo beraten. Für kommenden Montag kündigte die französische Regierung ein weiteres Syrien-Treffen in Paris an. Daran sollen unter anderem die Außenminister Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate, der Türkei sowie Katars teilnehmen.

Die Regierung in Ankara bekräftigte unterdessen ihre Bereitschaft, Soldaten in den Kampf gegen die Jihadisten nach Syrien zu schicken. "Falls nötig werden wir Bodentruppen entsenden", sagte der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu dem Sender Al-Jazeera. Sein Land habe ein Recht auf Selbstverteidigung, strebe aber nach wie vor eine internationale Lösung an, erklärte Davutoglu.

Die IS-Miliz greift von Syrien aus seit Jänner immer wieder die türkische Grenzstadt Kilis mit Raketen an. Die türkische Artillerie erwidert das Feuer regelmäßig und beschießt die Stellungen des IS in Syrien.