Über die Streaming-Plattform Periscope beantwortete Böhmermann am Mittwoch unter dem Titel "Live aus aus der ecuadorianischen Botschaft in London" Fragen von Nutzern des Onlinedienstes Twitter. Der Titel spielt auf den Zufluchtsort des Wikileaks-Gründers Julian Assange an. Tatsächlich deutete Böhmermann an, dass er sich derzeit in New York aufhalte. Gefragt nach seinem Befinden sagte der 35-Jährige, die letzten Wochen seien "menschlich und persönlich recht anstrengend" gewesen. "Man muss ja unterscheiden zwischen der Bühnenperson und der Privatperson", sagte Böhmermann. Es überrasche ihn, wie wenige Menschen das täten.

Die Aufmerksamkeit sei "künstlerisch fantastisch". Zugleich räumte Böhmermann ein, von der Dimension der Affäre überrascht worden zu sein: "Das es so abgeht, wer hätte es denken können?" Zu einer anderen Nutzerfrage sagte Böhmermann: "Ich habe keine Angst jetzt vor dem Gefängnis. Ich würde für meine Überzeugungen auch drei Jahre ins Gefängnis gehen. Nein, das war ironisch gemeint."

Der ZDF-Moderator hatte sich nach der Ausstrahlung des Schmähgedichts in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" nur noch einmal kurz über Facebook gemeldet und sich anschließend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. "Das schlimmste war, die ganze Zeit die Fresse zu halten", sagte der sonst in sozialen Netzwerken sehr aktive Böhmermann. Am 12. Mai will er mit einer neuen Folge seiner Sendung auf den Bildschirm zurückkehren.

"Ich darf weiter in jeden Dönerladen in ganz Deutschland gehen", sagte Böhmermann. Medienberichten zufolge soll es zahlreiche Drohungen gegen seine Person gegeben haben, insbesondere von Erdogan-Anhängern. "Die Annahme, es gäbe den Türken, der jetzt schnaubt, ist jetzt auch nicht so weit weg von Rassismus", sagte Böhmermann.

Der Satiriker hatte Erdogan in dem Schmähgedicht mit Worten unter der Gürtellinie attackiert. Der türkische Präsident beantragte daraufhin die Strafverfolgung Böhmermanns, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen den Widerstand der SPD billigte. Zugleich erklärte sich Merkel zur Abschaffung des Paragrafen 103 bereit, der die Beleidigung ausländischer Staatschefs unter Strafe stellt - allerdings erst ab 2018.