In Latakia und Ost-Ghuta trat die Feuerpause in der Nacht auf Samstag in Kraft, zunächst wurden keine Angriffe gemeldet. Der vorübergehende Stopp der Kampfhandlungen an zwei wesentlichen Kriegsfronten war auf Drängen der USA und Russlands vereinbart worden. Für die Region Ost-Ghuta östlich von Damaskus sollte die Feuerpause nach Angaben der syrischen Armee allerdings nur 24 Stunden gelten, für Latakia 72 Stunden.

Für die erbittert umkämpfte Stadt Aleppo galt die Feuerpause nicht. Dort war am Freitag erneut ein Krankenhaus bombardiert worden. Am Samstag wurden nach Angaben des Zivilschutzes erneut sechs Menschen bei Angriffen in den Rebellenvierteln von Aleppo getötet. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle, deren Angaben nicht von unabhängiger Seite zu überprüfen sind, sprach von mindestens 20 Luftangriffen. Dutzende Menschen ergriffen am Samstag die Flucht aus den von Rebellen gehaltenen Stadtvierteln.

Russland will die syrische Regierung trotzdem nicht zum Stopp der Luftangriffe in Aleppo drängen. "Wir werden keinen Druck ausüben, denn die Situation in Aleppo ist Teil des Kampfes gegen die terroristische Bedrohung", sagte Vizeaußenminister Gennadi Gatilow.

Schätzungen zufolge leben in den von Rebellen gehaltenen Vierteln von Aleppo noch insgesamt 200.000 Menschen. Am Samstag waren die Straßen nahezu menschenleer, die Bewohner verschanzten sich in ihren Häusern. Am Vortag waren aus Sicherheitsgründen die Freitagsgebete in der Stadt abgesagt worden.

In Syrien gilt seit Ende Februar eine Waffenruhe, die zuletzt jedoch immer brüchiger geworden ist. Allein in Aleppo kamen in den vergangenen acht Tagen nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 240 Menschen ums Leben.

Wie aus syrischen Sicherheitskreisen verlautete, hatte Washington auch für Aleppo eine Pause der Kampfhandlungen gefordert - Moskau habe das aber abgelehnt. Auch ein US-Vertreter erklärte, für die Metropole sei keine Einigung erzielt worden. Der einstigen Wirtschaftsmetropole droht eine Großoffensive der Armee, die Aleppo vollständig zurückerobern will. Damit einhergehen könnte eine humanitäre Katastrophe in der Stadt.

In der überwiegend kurdischen Stadt Qamishli (Kamischli) im Norden Syriens wurden bei einem Selbstmordanschlag am Samstag sechs kurdische Polizisten getötet. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. In der Vergangenheit hatte die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) Anschläge in der Stadt verübt.