Eine Papst-Visite würde die traumatisierten Christen ermuntern, ihre Heimat nicht zu verlassen, so der Patriarch. Der Appell Sakos ist in dem Buch "Marschiert endlich ein! Stoppt die Ermordung der Christen im Nahen Osten. Ein Aufschrei aus Bagdad" enthalten. Das Buch, das er gemeinsam mit Pia de Simony, der Pressesprecherin der NGO Christian Solidarity International-Sektion Österreich verfasste, erschien kürzlich im Herder-Verlag.

Der Patriarch rechnet scharf mit den Jihadisten ab: "Der so genannte Islamische Staat ist ein gottloses Ungeheuer, eine Krake, die längst ihre Fangarme auch in die demokratisch-zivilisierte Welt ausgestreckt hat", schreibt er. Diese "Bestien" hätten "ihr menschliches Bewusstsein verloren". Es sei empörend, dass die Welt dem Treiben der Todesmaschinerie der Jihadisten zuschaue, zu den Morden an Christen, Yeziden und nicht-radikalen Muslimen, diesem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" schweige.

Scharfe Kritik übt Sako an den USA, die durch ihren Einmarsch im Irak 2003 und ihre folgende Politik das Land zerstört hätten. Als "eindeutig Mitverantwortliche" am heutigen Chaos sollten sie sich zu ihrer "moralischen Pflicht bekennen". Mit entsprechendem Willen könnte der IS in wenigen Wochen militärisch besiegt werden, glaubt der Patriarch. Doch in den USA werde das Fortbestehen des IS geduldet. Sako mutmaßt, die "Wahrung gewisser Interessen" sei wichtiger als das Überleben der Christen. "Ist unsere Auslöschung also schon beschlossene Sache?"

Es gehe um das Überleben der Christen in ihrer Urheimat, betont der Patriarch. Er spreche den vor dem IS geflohenen Christen aus Mosul und der Ninive-Ebene ständig Mut zu, um sie von der Auswanderung abzuhalten. Auf die Zerschlagung der Islamisten müsse eine UNO-Schutztruppe folgen, um die Sicherheit der Christen zu garantieren. Es bedürfe großer internationaler Hilfe, um das verwüstete Land und seine Infrastruktur wieder aufzubauen.

Auch die Tatenlosigkeit der Muslime nach der Einnahme Mosuls und der Ninive-Ebene durch den IS kritisiert der Patriarch aufs Neue. Die Christen waren 2014 "fassungslos und empört", dass kaum jemand die inhumanen Taten des Daesh/IS im Namen des Islam scharf verurteilt habe. "Euer Schweigen führt dazu, dass der Islam zunehmend als Bedrohung des Weltfriedens empfunden wird", so Sako. Allerdings habe die schweigende Mehrheit der Muslime keine kriegerischen Absichten, sondern wolle nur in Ruhe und Sicherheit leben.

Kein Verständnis zeigt der chaldäische Patriarch dafür, dass die christlichen Flüchtlinge im Westen, namentlich vielen Ländern Europas, keinen privilegierten Status gegenüber Muslimen erhalten. Die Christen seien aus ihrer Heimat geflohen, wo sie nur Bürger zweiter Klasse waren; sie seien von Muslimen vertrieben worden und machten nun bittere Erfahrung, "dass selbst die Kirche peinlich auf political correctness bedacht ist, die bei den Muslimen nun wirklich keinen Stellenwert hat".